Freitag, 21. September 2018

Vorwort

Vorwort

Ist es heute noch ein Abenteuer, den Atlantik zu überqueren und auch wieder auf eigenem Kiel zurückzukehren? In den Augen der Vielen, die das jedes Jahr in Angriff nehmen, wahrscheinlich nicht. Und trotzdem...
Einen Lebenstraum umzusetzen und ihn nicht in alle Ewigkeit weiter zu träumen muss erst mal gemacht werden. In meinem Fall war es die Absicht, 14 Monate auf dem Schiff zu leben, ohne Heimflüge und vor allem die langen Passagen alleine zu bewältigen. Die gedanklichen Vorbereitungen waren schon lange im Kopf gemacht, ein Boot war seit 5 Jahren vorhanden und ausreichende Segelpraxis auch. Ein finanzielles Polster existierte seit dem Verkauf eines Hauses, so dass der Eintritt in den Vorruhestand mit 63 möglich war. Den Abschlag bei der Rente, den ich in Kauf nehmen musste, konnte ich somit verschmerzen.
Die praktischen Vorbereitungen beinhalteten die Aufgabe meiner Wohnung, das Trennen von vielen Sachen und das Einlagern von Möbeln bei meiner Partnerin. Zwei Motorräder und der alte BMW fanden eine neue Bleibe in einer Garage.
Die „FLY“, auch liebevoll „Brummer“ genannt, war in einem guten Zustand, neue Segel gab's obendrauf, was sollte schon passieren?
Es passierte zwar einiges, aber nichts wirklich schlimmes, aber lest bitte selbst!

Nachwort

Nachwort

Die „FLY“, eine Bavaria 37 cruiser, hat sich bewährt. Sie ist sehr komfortabel, durch den Kurzkiel allerdings bei Amwindkursen nicht allzu schnell. Aber ich wollte ja reisen und nicht rasen. Die längeren Zwischenstopps habe ich genossen, im Nachhinein waren es tatsächlich die Hi-Lights des ganzen Unternehmens.
Die aufgetretenen technischen Probleme hielten sich in Grenzen, der Saildrive hätte bei vorherigem Dichtungswechsel sicher auch keine Mucken gemacht. Das Rigg, Motor und Rumpf waren auch am Ende noch tadellos, kleinere Undichtigkeiten waren nicht wirklich schlimm. Gravierender war das zunehmende Spiel im Ruderlager und der Riss in der Genua. Da werden noch einige Reparaturen auf mich zukommen. Für so einen langen Törn aber auch kein Wunder.
Ein großes Lob an den Erfinder des Windpiloten, Förthi hat fast immer zuverlässig gesteuert! Der elektrische Autopilot konnte zwar repariert werden, aber sollte wirklich nur als Backup genutzt werden. Was ich wirklich vermisst habe, war eine elektrische Ankerwinsch. Alleine per Hand zu ankern ist anstrengend und möchte ich in der Zukunft auch nicht mehr machen.
Vor dem nächsten Törn muss auch ein AIS-Transponder her, nur Empfänger ist doch ein bisschen wenig.
Die Sicherheit an Bord scheint etwas rudimentär, zB. keine Rettungsinsel. Aber das Schlauchboot war immer aufgeblasen an Bord und das reicht mir. Ein kleiner EPIRB-Sender und das Bewusstsein, du darfst nicht über Bord gehen, waren mit dem recht konsequenten Tragen von Rettungsweste oder Lifebelt meine kleine Lebensversicherung.
Und NIE über die Reling p....
Das Energiemanagement hat fast geklappt, die Befestigung der flexiblen Solarmodule stellte sich jedoch als Problem heraus und führte im Endeffekt dazu, dass sie ausfielen. Ein stabiler Geräteträger mit starren Modulen wäre besser gewesen. Alle 1-3 Tage musste die Maschine laufen, um die Batterien nachzuladen, aber dafür brauchte ich keinen externen Generator oder eine Windmühle. Ach ja, die Batterien hätte ich besser vor der Fahrt noch gewechselt!
Würde ich diese Reise nochmal machen? Nein!!! Einen Traum kann man nur einmal umsetzen.
Und die von mir besuchten Karibikinseln sind eigentlich den Aufwand nicht wert, aber der Weg war ja das Ziel. Die Azoren stehen bei mir ganz oben auf der Hitliste, danach Kanaren, Spanien, Portugal inkl. Madeira, aber auch die Kanalinseln, und nicht zu vergessen, die Bretagne sind bei mir ganz vorne. Und da geht es sicher überall noch mal hin!
Aber nicht in nächster Zukunft, das Landleben hat auch seine Reize und fast 14 Monate Sommer waren fast zuviel. Den Wechsel der Jahreszeiten habe ich definitiv vermisst.

Freitag, 31. August 2018

Neuss-Norf

18.8.2018

Dann heisst es Abschied nehmen vom Brummer!
Abends noch lecker Essen im Bistro, am nächsten Morgen dann einigermaßen Klarschiff gemacht und Karin fährt mich nach Norf. Schon ein wenig komisches Gefühl...

Montag, 20. August 2018

Vollbracht!!!

Amsterdam 16.8.

Früh am Morgen lege ich in Scheveningen ab, um die günstige Tide Richtung Ijmuiden zu erwischen. Mit zuerst leichtem, später durchaus kräftigem achterlichen Wind geht es zügig voran. Kurz vor der Hafeneinfahrt nach Iijmuiden bläst's ordentlich und leider muss ich abdrehen, da einige Pötte natürlich Vorrang haben. Bin heilfroh, als ich die Mole passiert habe, die Wellen waren nicht ohne. Die Öffnungszeiten der Schleuse sind mir wie immer nicht erinnerlich, also halte ich mal langsam einfach drauf zu. Von Weitem erkenne ich schon die anderen wartenden Boote und es gelingt mir, als Vorletzter noch einzulaufen. Die anschliessende Kanalfahrt bis Amsterdam ist unspektakulär.
Diesmal möchte ich die neue Amsterdam-Marina auf der linken Seite ausprobieren. Wirklich eine gute Adresse! Die sanitären Anlage erste Sahne. Mit ein paar hundert Metern Fußmarsch erreicht man die kostenlose Fähre, die einen zum Hauptbahnhof bringt. Dort ist allerdings Aufmerksamkeit gefordert, damit man als Landei nicht von Fahrradfahrern übergemangelt wird. Die rasen ganz schön durch die Stadt!

Lelystad 17.8

Und dann sind es nur noch 5h bis zum alten und neuen Heimathafen, der Deko Marina in Lelystad.
Noch einmal alleine schleusen und Kurs auf den Meldesteiger. Aber es ertönt ein Pfiff und ich sehe Karin, die den Liegeplatz schon beim Hafenmeister erfragt hat und mich einweist. Der letzte Anleger (für dieses Jahr...) gelingt, angekommen nach 13,5 Monaten!!!

Donnerstag, 16. August 2018

Zeebrugge-Stellendam-Scheveningen

Zeebrugge 13.8.

Und immer schön auf die Gezeiten achten! Leider hat mein Nachbar eine andere Zeitrechnung und so lege ich deutlich vor meiner berechneten Zeit mit ihm ab. Die meisten wollen wohl nach Oostende, aber mich zieht's weiter. Bei gutem Wind stehe ich auch schon bald vor der Hafeneinfahrt von Zeebrugge. Da heisst es mal wieder, gut aufpassen!!! Hier gehen nämlich auch die ganz dicken Pötte rein und raus. Bei fiesem Querstrom gebe ich Vollgas, um in den rettenden Vorhafen zu gelangen. Danach kann man sich leicht verirren, bis man die versteckten Marinas findet. Aber einen fast Pfadfinder kann das nicht schrecken und so werde ich bald freundlich in einer fast leeren Marina (Gäste) empfangen. Und es ist auch keiner da, der fragt warum ich schon wieder der Langsamste bin. Den Ort selber kann und sollte man schnell vergessen, ausser man möchte mit der Bahn in 15 min nach Brügge fahren. Aber ich liege ruhig und das ist ja auch was wert!

Stellendam 14.8.

Die weitere Planung gestaltet sich schwierig, da die zurückzulegenden Distanzen kaum in eine Tide passen.
Da bleiben nur die Schelden oder...
Slijgat!!! Die Anfahrt ist zwar zeitaufwändig, da man sich genau an den Tonnenstrich halten muss, um nicht auf Schiet zu sitzen, aber es stellt sich heraus, dass man auch vor der Schleuse Anlegemöglichkeiten hat. Im Dunkeln pirsche ich mich an ein anderes festgemachtes Boot an und es gelingt mir lautlos anzulegen. Erst auf mein Klopfen gibt es Reaktionen und der Skipper hilft noch etwas. Leider teilt er mir auch mit, dass er mit der ersten Tide ablegen möchte, also um 6 h.
Wieder nicht ausschlafen!

Scheveningen 15.8.

Um 6h raus aus den Federn, um kurz ab- und anzulegen und noch ein bisschen schlafen.
Der Gedanke an's Hoek lässt mich aber nicht zur Ruhe kommen. Vor ein paar Jahren sind wir dort schon einmal vorbei und mussten mit Vollgas, Strömung und damit 9 kn zwischen den Dampfern durch.
Ich studiere ausführlich den Reeds und halte mich streng an die empfohlene Route. Zusätzlich melde ich mich zeitig bei „Maas Control“ per Funk an und bekomme tatsächlich freundliche Anweisungen bezüglich meiner beabsichtigten Querung des „Maas Geul“.
Damit war es dann halb so schlimm und der weitere Weg nach Scheveningen ist insgesamt sehr entspannt. Die Marina von Scheveningen ist immer total überfüllt, lege mich als Dritter ins Päckchen. Die müssen ein Schweinegeld machen, da jeder vorhandene Platz doppelt oder dreifach genutzt wird.

Sonntag, 12. August 2018

Dieppe-Boulogne-Dunkerque

Dieppe

Da auch mein Sohn etwas vom schönen Dieppe haben sollte, blieben wir noch einen Tag und erkundeten Stadt und Umgebung. Die traurigen Überreste des 2.Weltkriegs sind wie fast in der ganzen Normandie noch als „Mahnmale“ erhalten. Vor dem D-Day hatte es 1942 schon einen Versuch der Alliierten gegeben, in der Normandie/Dieppe zu landen. Dieser war wohl sehr schlecht vorbereitet und so gerieten hauptsächlich Kanadier ins MG-Feuer der möglicherweise sogar informierten Deutschen. Viele junge Männer starben sinnlos, wie immer im Krieg, der Rest geriet in Gefangenschaft, nur ein knappes Fünftel kam zurück nach England. Einige Historiker vertreten die Meinung, dass Churchill die Kanadier verheizt hat, um den Russen, die auf einer 2. Front bestanden, zu zeigen, dass dieses 1942 noch nicht möglich sei. Krieg ist schon schlimm, aber dann noch diese politischen Spielchen...
Dann sollte es losgehen nach Boulogne sur Mer...
Aber es blieb beim Versuch, Wetter, Wind und Wellen waren uns nicht wohlgesonnen, wir kehrten nach 3h um und fuhren zurück. Die Heimfahrt meines Sohnes musste natürlich ganz neu geplant werden. Tatsächlich konnte er am Samstag um 0751 erst mit dem Zug nach Rouen, von dort weiter nach Paris und schlussendlich nach Köln/Neuss fahren. Aber 8h und vielfaches Umsteigen neben relativ hohem Preis waren erforderlich.

Boulogne s.-M.

Als Nicky den Zug bestieg, legte ich in Dieppe ab und fuhr weitestgehend unter Motor in 9h nach Boulogne. Die Hafeneinfahrt ist, wie schon mal beschreiben, etwas tricky, aber ganz vorsichtig tastete ich mich herein. Voll wars!!! Ganz im hintersten Eckchen gab's noch ein Plätzchen. Wie ich da reingekommen bin, weiß ich bis heute nicht. Das nette niederländische Ehepaar von der „Vrijheid“, dem ich schon mehrfach begegnet bin, half beim Festmachen. Und ein Begrüßungsbier im Kreise von 3 Bootsbesatzungen war auch noch drin. Alle haben wohl irgendwie das gleiche Ziel, zurück in die Niederlande oder nach Belgien. Ein bisschen Erzählen in Deutsch-Niederländisch-Englisch rundete den Umtrunk ab.

Dunkerque 12.8.

Ich schaute zwar auch selber in die Gezeitentabelle, aber eigentlich brauchte ich nur dann abzulegen, wann es die anderen machten. Ich war nicht der Letzte, der losfuhr, aber der Letzte der in Dunkerqe ankam. Und das trotz ausreichend Wind und Schiebestrom. Eine Erklärung ist möglicherweise der lange Bart, der am Schiffsrumpf gewachsen ist. Eine zweite der Ausfall der normalen Genua, so dass ich nur die kleinere Ersatzgenua fahren kann. Vielleicht sind aber alle anderen einfach nur bessere Segler?

Mittwoch, 8. August 2018

Le Havre-Fecamp-Dieppe


Le Havre 4.8.

Auch wenn LH nicht zu meinen Lieblingshäfen gehört, passte er gut ins Streckenkonzept. Ausschlaggebend war aber die Tatsache, dass sich für Sonntag mein Sohn angemeldet hatte. Er nahm die „Tortur“ auf sich, mit dem Bus von Mönchengladbach über Paris nach LH zu fahren. Das war zwar sehr billig, brauchte aber auch 14h!

Fecamp 6.8.

Diesen Ort hatte ich bisher noch nicht besucht, da er laut Revierführer eigentlich gezeitenabhängig sein sollte. Bei nicht absolutem Niedrigwasser kann er aber gut angefahren werden und der Ort ist lohnenswert. Leider fand die Überfahrt im Nebel statt und kostete unsere volle Aufmerksamkeit.

Dieppe 7.8.

Aber jetzt wieder nach Dieppe, meiner Lieblingsstadt in der Normandie! Inzwischen war es sogar hier schwülwarm geworden und es begann zu gewittern. Blitze auf See sind nicht meins, das Handy landete in Alufolie gewickelt im Backofen und die Notfalltonne wurde aufgerüstet. Bei Ankunft in Dieppe war der Spuk vorbei, aber es regnete. Am nächsten Morgen zeigte sich das Deck mit Sahara?-Sand überzogen.



Samstag, 4. August 2018

Guernsey-Cherbourg-St.Vaast-Arromanche

Guernsey-Cherbourg-St.Vaast-Arromanches

Wie immer guter Service durch die Marineros in Guernsey. Da ich am nächsten Morgen den Gezeiten entsprechend früh los muss, bleibt nur ein Anleger im äusseren Hafenbecken. Inzwischen sind einige Stege verlängert worden, so dass man auch an Land gehen kann. Mehr als Hafengebühren zu bezahlen und einen kleinen Spaziergang machen geht aber zeitlich leider nicht mehr, obwohl St.Peter Port immer einen Besuch wert ist!

1.8.18!!!

Morgens um 0600 geht’s los mit Ziel Cherbourg. Gerade in dieser Ecke muss man sehr gut mit den Gezeiten rechnen, weil es geht ja durch das Race of Alderney am Cap de La Hague vorbei. Tatsächlich nehme ich unter geringem Motoreinsatz immer mehr Fahrt auf. In der Spitze sind es 10,5kn! Da möchte ich wirklich nicht bei Wind gegen Strömung sein... So wird Cherbourg zeitig gegen späten Vormittag erreicht und es sind auch noch ausreichend Gastliegeplätze vorhanden, das soll sich aber im Laufe des Tages schnell ändern.

2.8.

In Cherbourg muss ich nicht mehr ganz so früh starten, will auch nur um die Ecke rum nach St Vaast. Da wirklich ruhiges Sommerwetter mit wenig Wind, werfe ich dort den Anker und geniesse die Sonnenstunden.

3.8.

Und weiter geht’s. Diesmal ist Arromanches mein Ziel, wo es wohl Ankermöglichkeiten gibt. Diese befinden sich innerhalb eines halbzerbrochenen Betonrings. Das sind die Überbleibsel eines provisorischen Hafens, den die Allierten 1944 von England rüber transportiert hatten. Wirklich viel Schutz vor Schwell ist zwar nicht vorhanden, aber für eine einigermaßen ruhige Nacht ist der Ankerplatz geeignet.

Mittwoch, 1. August 2018

Roscoff - Treguier





Roscoff 2

Von Laberwrack musste ich wohl oder übel Roscoff, meinen Angsthafen, anlegen. Diesmal natürlich etwas schlauer, fuhr ich bei fast Hochwasser ein, wohlgetan! Die Strömung war zu vernachlässigen und der nette Hafenmeister wies mir auch einen Anlegeplatz an einem Längssteiger zu. Kurz nach mir lief dann die „Martini“ mit Solosegler Thomas ein. Ihm half ich kurz mit den Leinen und lud ihn für später auf ein Bier ein. Daraus entwickelte sich eine sehr nette Beziehung. Wir gingen zusammen einkaufen, kochten und aßen zusammen. Da wir beide der Meinung waren, daß wir keinen Starkwind bräuchten, blieben wir 3 Tage in der Marina. Abends trafen wir uns zum Bier oder viel Wein und quatschten bis weit nach Mitternacht. Er ist ein jung gebliebener 49jähriger und gelernter Bootsbaumeister, jetzt in Diensten der VW-AG. Da gab es natürlich viel zu erzählen, aus Fachgesprächen wechselten wir aber schnell auf die persönliche Ebene. Imponierend war sein beruflicher Werdegang, aber auch die Tatsache der musikalischen Begabung (Schlagzeuger) und seine Sprachkenntnisse. Neben perfekt englisch und gut französisch sprach er auch noch italienisch, Supertyp!!!
Er wollte später weiter nach Jersey und ich nach Guernsey, so konnten wir noch die Etappe nach Treguier zusammen machen. Leider kamen wir in dem absoluten Traumort erst nach 21h an. Trotzdem musste ein kurzer Spaziergang sein. Langsam meldetet sich auch der Hunger, aber versuch mal nach 2130 in Frankreich etwas zu essen zu bekommen! Also wurde das eigentlich schon aufgegessene Brathähnchen vom Vorvortag noch zerpflückt und ich bereitete Reis mit Curryhuhn, lecker!
Am nächsten Morgen ging's den Gezeiten entsprechend relativ früh los, er bog dann nach rechts ab und ich nahm direkten Kurs auf St. Peter Port (Guernsey).

Samstag, 28. Juli 2018

l'Aber Wrac'h 2

L'Aber Wrac'h

Nach stundenlangen Brüten über den Gezeitentabellen, wie hab ich das vermisst, geht es mal wieder nach Laberwrack. Da Windstille, geht es unter Motor los, den Schiebestrom kann ich wirklich gut gebrauchen. In der Einfahrt wie auch letztes Mal wuseliges Treiben von kleinen Kats, Jollen und Surfern. Und der Hafen proppenvoll, aber der Hafenmeister findet immer ein Plätzchen. Mit dem Schuhlöffel wird der Brummer in zweiter Reihe eingeparkt. Abends dann die schlechte Nachricht, die französische Familie muss schon um 7h los, Gezeiten eben!

Brest

Brest 23.7-26.7.

Nach der anstrengenden Biskayaüberquerung gönne ich mir erst mal ein paar Tage Ruhepause. Am ersten Tag wird tatsächlich bis 12h geschlafen!
Die Marina Port du Moulin Blanc ist richtig gut, mit feinen sanitären Anlagen und netten jungen bilingualen Mitarbeitern. Leider ist sie ein wenig weit ab vom Schuss, z.b. ist der nächste Supermarkt 2km entfernt. Aber ich habe ja gesunde Beine und so stellt das kein unüberwindbares Hindernis dar.
Am nächsten Tag nehme ich den Bus nach Brest, der ÖPNV ist gut aufgestellt, die Einzelfahrt, gültig für eine Stunde, kostet 1,60€, das Tagesticket 4€. Damit kann man Bus und Bahn und auch die hypermoderne Seilbahn über dem Hafen benutzen. Die Stadt selber ist geprägt von modernen Gebäuden, dazwischen einiges aus dem 19Jhdt. Den Rest haben wir im 2.Weltkrieg zerstört.


Eine echte Altstdt ist so nicht vorhanden, aber in der Nähe des alten Hafens gibt es die Rue Malo! Man könnte sich ins 17./18.Jhdt versetzt fühlen, ein paar urige Restaurants und „Kneipen“ bilden die Hauptattraktion. Stilecht im Kaschemmencharakter, hier muss wohl auch Vidocq verkehrt haben, der dann später aber doch im Gefängnis gelandet ist. Die Stadt ist für französische Verhältnisse sehr sauber und verfügt über nett gepflegte Parkanlagen. Auch das kulturelle Angebot erscheint groß, woher nehmen die Franzosen eigentlich das Geld? Oder setzen sie nur andere Prioritäten, da kann sich Deutschland noch manche Scheibe von abschneiden. Nur das Gesundheitssystem kränkelt wohl etwas, selten zuvor habe ich so viele Menschen mit extrem schlechten Zähnen gesehen!

Dienstag, 24. Juli 2018

La Coruna-Brest

La Coruna-Brest

Nach 74h und dem Verbrauch von ca. 140l Diesel bin ich in Brest angekommen. Es war ziemlich anstrengend, da doch einiges an Schiffsverkehr zu beachten war. Tatsächlich musste ich meine Schlafphasen auf 20-25 Minuten beschränken. Und dann war da noch der Wal! Etwa 20m entfernt schwamm er auf Gegenkurs. Das war schon ein etwas größeres Exemplar, vielleicht 10m lang. Merkwürdigerweise fiel danach für eine gewisse Zeit mein GPS aus. Hatte er möglicherweise einen Sender? Andererseits fuhr auch ein Kriegsschiff in Sichtweite ein paar Mal auf und ab...
In der letzten Nacht war dann an Schlafen überhaupt nicht mehr zu denken. Vor der bretonischen Küste lief ich in eine Nebelwand mit Sichtweite unter 20m. Ich überlegte schon umzudrehen, als ein kleines Fischerboot direkt aus dem Nichts erschien und an mit vorbeirauschte. Ein 2. Boot mit AIS Sender kam im rechten Winkel auf mich zu. Also Kehrtwende um 180° und neu überlegt. Das Boot entpuppte sich als französischer Segler und ich entschloss mich, einfach dem AIS zu folgen, ohne ihn zu sehen. Der schien sich auch wirklich auszukennen, er benutzte nämlich einige „Abkürzungen“ , die ich normalerweise nicht gewagt hätte. Nach 1,5h lichtete sich der Nebel und ich nahm wieder meinen eigenen Kurs auf. Um 1230 festmachen in der Marina „ Port du Moulin Blanc“ in der Nähe von Brest.

Zwischenbemerkung: Alzheimer?

Alzheimer???

Gehört das in einen Blog übers Segeln?
In diesem Fall schon. Wenn jemand mal erfahren möchte, wie es sich anfühlt, vorübergehend einen Gedächtnisverlust zu erleiden, sollte er/sie mal etwas Aceton schnüffeln!! Wie kam es dazu?
Im Inneren meines Bootes gibt es viele Stellen, hauptsächlich in den Stauräumen, wo die verwendete graue Farbe nicht durchgetrocknet ist. Und das nach 12 Jahren!
Nachdem es an einer Probestelle mit Aceton klappte, die Kleberei zu entfernen, nahm ich mir ein größeres Areal vor. Natürlich hatte ich für Durchlüftung gesorgt, aber anscheinend nicht genug.
Ein halbe Stunde nach der Aktion wurde ich sehr müde und legte mich auf's Ohr. Nach dem Erwachen wusste ich nicht mehr, wo ich mich befand. Ich schaute auf die Nachbarboote, um deren Heimathafen zu lesen. Na klar, Ponta Delgada auf Sao Miguel! Diese Information war aber in Bruchteilen von Sekunden wieder weg. Auch an den Namen des Reinigungsmittels konnte ich nicht mehr erinnern. Ich schaute auf das Etikett, mindestens 3 mal, aber auch das war nicht im Gedächtnis zu speichern. Alle Geburtsdaten, z.B. der Kinder waren mir ebenfalls entfallen. Ich befürchtete schon, einen kleinen Schlaganfall erlitten zu haben. Es dauerte fast 2 Stunden, bis alles wieder da war. Eine Erfahrung, die vielleicht interessant ist, aber auch sehr verstörend.
Bitte nicht nachmachen!!!

Donnerstag, 19. Juli 2018

La Coruna 3

La Coruna 3

Mein 1. Offizier (Karin) musste ja leider, wenn auch planmäßig, die Brücke verlassen. Alles hat wohl gut geklappt, obwohl der Flieger von La Coruna nach Madrid Verspätung hatte. Der Anschlussflug war vom selbem Gate, so daß keine Lauferei nötig war. Der Trennungsschmerz wurde durch zwei richtig nette Engländer abgemildert, die ich kennenlernte. Der eine, mein direkter Stegnachbar, war auch alleine unterwegs. Das übliche Problem, die Ehefrauen bleiben lieber zuhause bei den Enkelkindern. Ein wirklich unterhaltsamer Typ, der nach seiner Zeit bei der RAF (nicht was ihr denkt, sondern die Royal Airforce!!!) als Tiefseetaucher gearbeitet hat, hauptsächlich bei der Verlegung von Unterwasserpipelines. Er ist jetzt 70, aber in wirklich beneidenswertem Zustand. Und sein Humor ist bewundernswert! Ein Beispiel: Der andere Engländer und ich besuchten den nächsten Supermercado und ich fand einen sehr billigen guten Wein. Wir kauften 6 Flaschen und erzählten am Abend davon. Nächsten Tag machte sich John auf,



und das Regal war leer! Da wir uns jeden Abend abwechselnd auf den Booten trafen, um etwas zu viel zu trinken, berichtete er uns davon und meinte: this bloody German and this bloody Brit bought all the wine!!
Auch Roger, 68 Jahre alt, war eine Bekanntschaft wert. Er lebt seit 25 Jahren in München, ist auch alleine unterwegs, ein guter Musiker und hat das gleiche Problem, seine Frau hat kein Interesse mehr am Segeln.
Beide beneideten mich wirklich um meine Freundin!
La Coruna ist nie langweilig. Wie schon in einem anderen Post geschildert, ist sie die Stadt der Jugendstilbauten, für Interessierte ein Eldorado. Eine der wenigen Städte in Galicien, die den wirtschaftlichen Abschwung gut überstanden hat. Die Einwohnerzahlen nehmen stetig zu und laut Wiki erwirtschafte die Stadt 1/3 des galicischen Bruttosozialprodukts. Ansonsten sind mehrere Hundertausende aus Galicien ausgewandert, hautsächlich nach Südamerika.
Die weitere Planung für die Überquerung der Biscaya gestaltet sich schwierig. Hatten wir letztes Jahr noch Südwest gegenan, sind es wohl für eine Woche eher nordöstliche Winde. Ich werde ein schwachwindiges Wetterfenster nutzen, um wegzukommen

Dienstag, 17. Juli 2018

Portosin-Camarinas-La Coruna

Portosin

Wie schon auf der Hinreise, war Portosin eines unsere nächsten Ziele. Dieser recht unscheinbare Ort hat ja seinen ganz eigenen Reiz. Kein internationaler Tourismus, aber bei Spaniern durchaus beliebt. Es gibt tolle Strände, sogar mit Duschen, leider ist das Wasser sehr kalt. Wahrscheinlich deshalb findet man extrem selten Deutsche hier. Günstig ist die relative Nähe zu Santiago de Compostella. Mit dem Bus, einmal umsteigen, ist man in einer knappen Stunde dort. Santiago ist schon eine Wucht, natürlich überlaufen, aber die Gebäude in der Altstadt imponieren mächtig. Kleiner Tipp am Rande: In der Nähe der Kathedrale befindet sich die medizinische Fakultät der Uni. Dort kann man erstens gut die Toiletten aufsuchen und zweitens in der Cafeteria für € 5,90 ein Mittagsmenü zu sich nehmen. Ansonsten sind selbst die Pilgeressen sehr teuer.

Camarinas

Wieder einer dieser kleinen, gemütlichen Häfen. Bevor allerdings dort das Volksfest ausbrach, haben wir ihn schnell wieder verlassen. Crews, die einen Tag später ausliefen, berichteten von lautstarkem Feiern bis 5h morgens!

La Coruna

Im dichten Morgennebel ging's weiter Richtung La Coruna, Karin sollte ja nicht ihren Flieger verpassen!
Und der Nebel wurde noch dichter, Sichtweite 20-30m. Da kam dann auch endlich die Nebeltröte zu Einsatz. Trotzdem entgingen wir zweimal nur knapp einer Kollision. Plötzlich, wie aus dem Nichts, tauchen 2 Segelyachten auf. Und die schleppten einander auch noch. Das zweite war dann ein Katamaran, der aber ebenfalls Nebelsignale von sich gab. War schon wirklich etwas erschreckend. Aber La Coruna wurde in den späten Abendstunden unter Motor und jetzt auch ohne Nebel dann doch noch erreicht.



Montag, 9. Juli 2018

Bayona/Vigo 4.7.-10.7.

Bayona (Baiona)

Bayona ist ein bei Spaniern sehr beliebter Badeort. Auf internationalen Tourismus ist man wohl nicht so wirklich eingerichtet. Manchmal geht etwas in englisch, aber da Karin ja auch etwas spanisch spricht, klappt die Verständigung ganz gut. Besonders stolz ist man auf seine keltische Vergangenheit, was natürlich mannigfaltige Andenken nach sich zieht. Aber auch die Anlandung der „Pinta“ 1593 nach der Entdeckung Amerikas wird überall gewürdigt. Die Marina hat gute Liegeplätze, aber nur rudimentäre sanitäre Anlagen. Die Preise sind hoch (34€/d), aber wenigstens sind sie seit 2012 nicht mehr angehoben worden. Der Marinamitarbeiter erklärt das mit der hohen Beliebtheit der Marina bei reichen Spaniern.
Die Altstadt hat es aber in sich, kleine Geschäfte und noch mehr Restaurants reihen sich aneinander. Das Schlendern macht wirklich Spaß. Nur am Wochenende ist der Lautstärkepegel so hoch, dass man es nicht aushalten kann. Wettertechnisch ist es sommerlich geworden, aber mit ca. 24° gut auszuhalten.
Am Sonntag stand ein Ausflug nach Vigo auf dem Plan, für günstige 8,80€ gings hin und zurück. Vigo ist eine richtige Großstadt mit Einkaufsstraßen, die Düsseldorf in nichts nachstehen. Aber es ist ja Sonntag und alle Einwohner scheinen die Strände aufgesucht zu haben. Die Altstadt ist zwar vorhanden, aber nicht sehenswert.
So ne Woche vergeht wie im Fluge und die Abfahrvorbereitungen werden getroffen. Karin hat sich schon einen Flug ab La Coruna gebucht, also müssen wir auch dahin. Leider hat unser Vorsegel nur 1 Jahr lang durchgehalten, also muss es runter und durch die Reservegenua ersetzt werden. Die passt nicht ganz, aber für den Rest der Reise wird sie schon ausreichen?!






Freitag, 6. Juli 2018

Ponta Delgada-Bayona

27.6.2018

Mietwagen abgeben (Karin), Formalitäten bei den sehr netten Beamten erledigen (Klaus)
1200: Ablegen Ponta Delgada, warten an der Tanke, aber dann geht’s los bei Wind W14kn.
Es dauert etwas, bis die lange Insel Sao Miguel passiert ist. Dann kommt der Wind aus NW und frischt immer mehr auf. Mit ordentlich Schräglage geht es in die Nacht. 6Kn, später auch mal 7 stehen auf dem Tacho!
Ein wenig Schiffsverkehr ist auch vorhanden, zuerst ein querender Segler, der aber keine Positionslichter führt, sondern nur kurz das Topplicht und AIS anmacht und nach dem Passieren wieder aus (muss wohl auch Strom sparen, kommt mir bekannt vor!). Und natürlich die obligatorische Fischstäbchenfabrik. Obwohl riesig, sendet auch sie kein AIS-Signal, vermutlich, um ihren Standort nicht zu verraten.

28.6.

Die Sonne geht auf, Wind N20kn, also weiter am Wind segeln.
Im Laufe des Tages werden es dann noch 25kn mit der sich natürlich inzwischen aufgebauten Welle. Kurs 80°, ungemütliches Fahren.

29.6.

Wind eher noch stärker aus NNE, bis zu 30kn, dabei üble Welle.
Am Wind sind's dann auch „scheinbar“ 35kn, Spitzenwert 42! Stimmung nicht mehr ganz so dolle...
In der Nacht zweimal Kollisionskurs. Einem Fischerboot, dessen Kurs man erst nicht einschätzen konnte, mussten wir mit einigen Kringeln ausweichen. Da war der Kontakt mit der „ZIM Texas“ mit Ziel Halifax schon angenehmer. Der änderte seinen Kurs um ein paar Grad und der Funker hatte sogar Zeit für ein kleines Schwätzchen.

30.6.

Unveränderte Situation, Förthi steuerte uns auch bei widrigen Winden und fieser Welle durch Nacht und Tag.
Funkkontakt mit der „BBC Magellan“, der Frachter hatte schon vorab seinen Kurs etwas geändert. Ich bedankte mich herzlich und bekam zur Antwort, das sei gute Tradition und „We are all sailors“. Auch einen Wetterbericht gab er uns durch, leider unverändert.
Inzwischen ist alles im Schiff feucht, entweder durch die nassen Klamotten oder den undichten Lüfter, kalt ist es nachts ebenfalls.
Übrigens bin ich jetzt genau 1 Jahr unterwegs, nach feiern ist mir im Moment aber nicht. Warte immer darauf, dass etwas zu Bruch geht.

1.7.

Auch die letzte Nacht ist rumgegangen, ich konnte dank Karin auch einige Stunden schlafen. Immer noch Wind 30kn aus N, Wellen 3-4m, das ist fast bis zum 2. Stockwerk eines Hauses!
Im Laufe des Tages etwas abflauend, die erste warme Mahlzeit (Spaghetti) ist möglich. Die Nacht wird lausig kalt und feucht.

2.7.

Wind auffrischend, wieder 25kn aus NW, leider auch weiterhin kalt und nass, mit der zunehmenden Feuchte im Schiff nicht angenehm.
Im Tagesverlauf wird der Wind schwächer, gegen Abend nur noch 10kn.
Dann die böse Überraschung: Der Motor läuft zum Laden der Batterien und um zusätzlich etwas Fahrt zu generieren, kupple ich ein. Ausser starken Vibrationen tut sich nichts, weder vorwärts noch rückwärts. Propeller oder Getriebe? Der Motorraum ist unauffällig, Ölstand des Getriebes ist ok, mit abgestelltem Motor lässt es sich auch mit dem kleinen Finger schalten.
Wir beratschlagen und kommen zu dem Entschluss, bis Bayona unter Segeln zu fahren und dann vor Anker zu gehen, oder dort direkt Schlepphilfe anzufordern. Meine Stimmung ist am A..., Karin erscheint gefasster.
Machen nur noch 2,5kn!

3.7.

In der Nacht ging es dann doch bis auf durchschnittlich 4kn hoch, so könnte es gelingen! Arme Ritter gab's zum Frühstück und dann schlief der Wind ein. Nur ein bisschen Strömung schob uns noch vorwärts. Bei inzwischen Sonne erledigte ich ein paar Kleinigkeiten am Schiff und Karin buk Brot. So konnte es natürlich nicht lange weitergehen und in meinem Kopf regten sich die Gedanken. Im Ausschlussverfahren wollte ich dem Problem auf den Grund gehen. Zuerst den Propeller kontrollieren, aber wie? Einen Tauchgang bei 4000m Wassertiefe und gefühlten 16° traute ich mir nicht zu. Mein Weihnachtsgeschenk, die GoPro wurde am Piekhaken befestigt und nach Gefühl und Wellenschlag zu Wasser gelassen. Erst konnte man auf den Videos nur erkennen, dass die Schraube im Bild war. Auf dem Tablet zeigte sich dann ganz eindeutig, dass sich der Teil eines Netzes verfangen hatte.
Der Tauchgang wurde sorgfältig geplant. Badeleiter montiert, eine Hilfsleine quer unters Schiff gespannt und dann der Klaus mit Lifebelt und Sicherungsleine zu Wasser gelassen. Kaum war der Kopf unter Wasser, kam Panik auf und ich wollte das Abenteuer Tiefseetauchen abbrechen. Wieder an Deck und der Überlegung, das doch besser irgendwo vor Anker zu machen, nahm ich mein zitterndes Herz in beide Hände und wagte einen zweiten Versuch. Diesmal ohne Schnorchel! Das Messer in der Hand und das erwähnte Herz in der nicht vorhandenen Hose, hangelte ich mich an der Hilfsleine runter, und...es gelang im ersten Anlauf ca. 2qm Netz aus dem Propeller zu schneiden. Die Erleichterung danach könnt ihr euch sicher vorstellen?! Zur Belohnung bekam der „Held“ eine richtig selbstgemachte Pizza und das eine oder andere Glas Wein.
Ich hatte aber wirklich Schiss!!!
Die Aktion gelang zum richtigen Zeitpunkt, denn es war windstill. Unter sonorem Brummen des Volvos ging's in die Nacht. Selten habe ich ein Motorengeräusch so genossen!

4.7.

Die ganze Nacht blieb es windarm und der Volvo schnurrte weiter. Schön, dass inzwischen die Sonne da war und auch die Temperaturen anstiegen. So kam Karin in den Genuss eines wohlverdienten Sonnenbades. Kurz vor Sonnenuntergang kam dann Bayona, an der Nordwestecke von Spanien gelegen, in Sicht. Bis wir festgemacht hatten, war es dann inzwischen 2330. Noch ein paar Glas Wein auf die glückliche, wenn auch schwierige Überfahrt, und ab in die Heia!

Ponta Delgada

Ponta Delgada

Die Marina ist modern angelegt, es gibt lange Fingerstege, an denen auch größere Yachten festmachen können. Die Sanitäranlagen sind großzügig und gut konzipiert, aber wie gerne mal in Portugal und Spanien lässt die Wartung auf sich warten. Tropfende Wasserhähne und undichte Duscharmaturen werden einfach nicht repariert, sauber ist es allerdings! Die Anmeldeformalitäten sind umfangreich, Marina, Immigration, Polizei und Zoll. Schengen ist eben doch nicht überall! Aber die Mitarbeiter und Beamten sind überaus zuvorkommend und super nett.
Die Stadt erschlägt mich anfänglich etwas, sehr quirlig und auch deutlich mehr Touristen, als bisher gewohnt. Aber auf den zweiten Blick ist eigentlich alles gut.Viele Gebäude aus dem 19. Jhdt und auch einige ältere, davon gefühlt jedes zweite eine Kirche. Die Gehwege alle mit Kleinpflaster in schwarz und weißen Ornamenten. Und sauber ist es, täglich gehen Reinigungsdienste mit überdimensionierten Staubsaugern rum und reinigen Straßen und Trottoirs. Viele kleine und auch recht große Parkanlagen sind in einem perfekten Pflegezustand, die Blütenpracht ist atemberaubend. An Geschäften und Restaurants ist alles vorhanden, internationale Ketten, aber auch viele lokale Geschäfte wechseln sich ab. Preiswert ist fast alles, das billigste Bier (0,25l) für 80 Cent. Bei unserem Ausflug in die Berge haben wir für 2 Tassen Kaffee und ein Riesenteilchen zusammen 2,20€ bezahlt.
Aber es gilt auch einen Pflichttermin wahrzunehmen, die Ärzteversorgung hätte nun mal gerne einen Lebensnachweis von mir. Karin hatte per email schon ein Date mit dem Honorarkonsul ausgemacht. Der erscheint auch pünktlich auf die Minute im verabredetem Cafe und hat sein Büro in der Aktentasche dabei. Neben einigen Stempeln und einer kostenfreien Unterschrift kann er uns auch einiges über die Situation auf den Azoren berichten. Exportgüter sind nur Produkte wie Milch, Käse und die berühmte Azorenbutter von glücklichen Kühen, wenn da mal nicht die EU nachgeholfen hat?! Ein weiterer Exportschlager ist der Müll. Der wird getrennt und in den leeren Containern zum Festland zurückgebracht. Der Containerhafen befindet sich in direkter Nähe zur Marina, so gibt es immer viel zu gucken, aber eine gewisse Geräuschkulisse ist natürlich damit vorhanden. Großen Wert wird auf sanften Tourismus gelegt, die Zahlen steigen nur langsam, aber das ist ja auch gewollt.
Am Dienstag machen wir auch auf Touris und nehmen uns einen Mietwagen. Damit geht’s über wunderschöne Straßen in den Westteil der Insel. Ein Ziel ist der Kratersee „Lagoa Azul“. Man fühlt sich geradezu in die Alpen versetzt, einfach nur schön! Leider hatten wir die Badesachen vergessen. Die Straßen sind in einem guten Zustand und fast überall mit riesigen Hortensienbüschen gesäumt, die jetzt in Blüte stehen. Was für ein Anblick! Azoren, noch vor den Kanaren mein absoluter Favorit!!!
Am Montag waren wir übrigens auf dem Nachbarschiff zum Grillen eingeladen. A. und M.mit Hund Happy leben seit 3 Jahren auf der etwas älteren 20m Yacht. Optisch ist sie im Moment nicht ganz so dolle, aber technisch tipptopp. Natürlich Wassermacher, Stromgenerator (braucht doppelt soviel Diesel wie mein Motor!), Geschirr- und Waschmaschine, Tanks für 1000l Diesel und 1600l Wasser. Dann noch Batterien von 1600Ah. Neid kommt bei mir allerdings nicht auf, ich weiß, was alles kaputtgeht!
Die Beiden lebten schon einige Jahre in Norwegen auf dem Boot und wollen über Azoren, Kanaren in die Karibik, um anschliessend Südamerika zu runden und in den Pazifik zu segeln
Ein schöner Plan...
Er hat aber gerade erst eine Schlaganfall hinter sich und vorher schon 2 Herzinfarkte, ausserdem 2 künstliche Kniegelenke und das mit 54 Jahren! Eine gewisse Naivität ist ihnen wohl nicht abzusprechen, wenn da mal was auf hoher See passiert und die Frau (Segelanfängerin!) mit dem Riesendampfer alleine zurechtkommen muss???
Aber sie sind sehr nett und wir wünschen ihnen alles Gute für ihr Vorhaben!

In diesen Zusammenhang passt ganz gut, dass der türkische Reiseunternehmer (Stichwort Raki + Handy) seine Weltumsegelungspläne aufgegeben hat und schon wieder im Mittelmeer ist. Auf seiner Blogseite gibt es zwar keine Erklärung, aber aus sehr zuverlässiger Quelle habe ich erfahren, dass es sowohl technische als auch schwerwiegende menschliche Probleme gab.

Leider sind die Windvorhersagen für die nächsten Tage alles andere als ideal, aber irgendwann müssen wir ja mal los!


Samstag, 16. Juni 2018

Fajal-Sao Miguel

Die 20 Tage in Horta sind fast wie im Flug vergangen. Es war aber auch immer irgendwas los. Die Segler-Community war ausgesprochen nett, vor allem die Skandinavier (Dänen/Norweger) sind sehr aufgeschlossen und es ergab sich so manches Gespräch. Meine direkten Nachbarn, die dänische Familie, war daran auch nicht schuldlos. Es gab einen durchaus herzlicher Kontakt, der dann leider durch ihre Heimfahrt abgebrochen werden musste. Zusammen hatten wir einige Besuche von Festivitäten unternommen, u.a. ein Hafenfest mit Musik, Aufführungen und natürlich auch einigen Fressbuden und Bierzelten. Da die Abende zunehmend wärmer wurden, konnte man es auch länger draussen aushalten. Und dann war da noch das Fest zu Ehren der 10jährigen Vereinigung der Nachbarinseln Fajal und Pico. Der Wirt des berühmten Cafe Sport liess sich nicht lumpen und es gab freies Essen für Jedermann/frau. Vorweg eine Fischsuppe, dann ein halbes Schwein auf Brötchen und die obligatorischen gegrillten Sardinen. Ich glaube, dass 3 große Schweine am Rost waren. Eine wirkliche nette und großzügige Geste von „Peter“. Der heißt natürlich ganz anders, portugiesisch halt, aber der Name ist schon dem Großvater von einem Engländer gegeben worden. Um das Jahr 1918 kam es nämlich zu einem wirtschaftlichen Aufschwung der Insel, da durch mehrere Kabelgesellschaften die Überseekabel nach den USA verlegt wurden. Und einer der Ingineure hatte einen jungen Portugiesen ins Herz geschlossen. Inzwischen ist „Peters“ Enkel aber ein extrem geschäftstüchtiger Wirt, dem schon fast die ganze Straße gehört.
Aber das ist nicht abwertend gemeint, die Insel könnte durchaus ein paar mehr davon vertragen. Die Einwohner sind sicher nicht faul, aber ein bisschen Ehrgeiz könnte nicht schaden. Da es doch recht viele Arbeitslose gibt, sind allerdings Straßenränder und Blumenrabatten immer gut in Schuss. Eine Art 1€ Job auf den Azoren.
Seglergeschichten sind natürlich das A und O! Das junge dänische Paar mit der kleinen Tochter hatte schon mehrfach Pech. Zuerst war eine Want gebrochen, die anderen sahen auch nicht mehr viel besser aus. Dann vergass der Skipper das Kabel für die Bilgenpumpe anzuschliessen und der Motor soff zum 2. Mal auf ihrer Reise ab. Zumindest der Anlasser und die Lichtmaschine waren nicht mehr zu retten. Alles lässt sich zwar in Horta reparieren, aber ob das die Reisekasse noch hergibt??
Dann der schon etwas tüddelige 79jährige Deutsche, alleine mit Katze unterwegs, die Ehefrau ist ihm schon vor Jahren abhandengekommen. Wegen Rissen im Deck seines Stahlschiffes konnte er kaum noch ein Segel setzen. Mein Versuch, ihm Harry zu vermitteln, scheiterte aber an seiner Begriffsstutzigkeit.
Zur Krönung dann die Geschichte des Engländers, den ein Wal von unten auf die Seite gelegt hatte. Nicht nur, das sich wahrscheinlich der Kiel gelockert hatte, nein, auch der Mast hatte sich um etliche Zentimeter ins Deck abgesenkt, schöne Sch...
Der Franzose, der letztes Jahr den Hurrikan in St.Martin erlebt hatte, wo ihm Teile eines Hoteldaches das Rigg abgefetzt haben.
Die deutschen Fahrtensegler mit ihren meist großen und sehr teuren Jachten kommen in meiner Betrachtung nicht ganz so gut weg. Eine gewisse Überheblichkeit ist m.E. doch vorhanden. Da bleib ich doch lieber bei meinen Dänen!!!

13.6.




Jetzt ist es Zeit Abschied zu nehmen von Horta. Harry kommt noch vorbei und bringt ein Glas Honig als Abschiedsgeschenk, mit den jungen Belgiern neben mir werden noch Tipps und Adressen ausgetauscht und los geht’s!
Ein schöner Segeltag, ein leichter Wind schiebt uns an Pico vorbei.
2100: Der Wind schläft ein, der Motor muss wieder ran!
Nach den ganzen Walgeschichten doch nochmal die Notfalltonnen gepackt!

Zwischenbemerkung: Ich habe viel über Reparaturen berichtet. Sicher gibt’s auch ein paar gravierende Mängel, z.B. das Ruder. Aber man muss auch bedenken, dass der Brummer in einem Jahr mehr mitgemacht hat, als die meisten anderen Boote in 8 Jahren!

14.6.

Die ganze Nacht durchgedieselt. Auch am Morgen kein Wind, bei sommerlichen Temperaturen geht’s übers glatte Meer.
Nachmittags kommt dann Sao Miguel in Sicht, aber erst um 1900 sind die Leinen fest in Ponta Delgada.

Sonntag, 3. Juni 2018

Horta 2

Horta 2
Und immer gibt es was zu tun! Entweder kleines oder großes Hafenkino gucken, ist bei der Vollbelegung u.a. im Rahmen der ARC nach Europa auch kein Wunder, aber zu reparieren gibt es auch was. Erstmal den fälligen Ölwechsel durchgeführt und dabei festgestellt, dass die Kühlwasserpumpe etwas leckt. Auch der darin befindliche Impeller zeigte Auflösungstendenzen. Nach dem Wechsel und Zusammenbau leckte sie allerdings immer noch. Auch eine neue Deckeldichtung hatte nichts gebracht. Im Chinashop besorgte ich mir das entsprechende Werkzeug, um der Sache auf den Grund zu gehen, einen kleinen Handspiegel. So konnte ich bei laufender Pumpe sehen, dass das Wasser aus dem Gehäuse kam. Also die ganze Pumpe ausgebaut und in den kleinen Marineshop gebracht, der aber auch Serviceleistungen anbietet. Einen Kostenvoranschlag wollte man nicht machen, aber die Überholung sei möglich, na denn! Am nächsten Tag erfolgte der Anruf, Pumpe sei fertig. Für 105€ wurden die Kugellager und zwei Simmeringe ersetzt, ein fairer Preis.
Laut Wetterbericht sollte der Freitag schön werden, für mich, nachdem ich schon eine Inselrundfahrt mit dem Linienbus gemacht hatte, die Gelegenheit mit dem Roller noch ein paar Sehenswürdigkeiten aufzusuchen. Die rollende Kettensäge mit 50ccm schaffte tatsächlich 60km/h, ein Geschwindigkeitsrausch auf den schmalen Straßen! Zuerst ging's in den botanischen Garten.
Pflanzen kann ich mir zwar nicht merken, aber ein paar interessante Informationen gab es trotzdem, auch im persönlichen Gespräch mit dem Leiter. Von den ca. 1000 erfassten Pflanzen auf Fajal sind 70 % importiert oder eingewandert. Auch die Wahrzeichenpflanze, die Hortensie, kommt aus Asien. Die Biologen haben große Mühe, ein paar Flecken „Azorenrein“ zu halten. Das Innere des großen Vulkankraters schaffen sie, mehr geht halt nicht. Wobei man sagen muss, die Blütenpflanzen an den Wegesrändern, auch wenn nicht einheimisch, sind schon schön!
Der Krater des größten



Vulkans stand als nächstes an, ich musste allerdings die Fahrt abbrechen, es war durch die tiefhängenden Wolken einfach zu nass und sehen tat man eh nix mehr. Also weiter auf der Küstenstrasse zu einigen anderen Hotspots. Dort konnte ich sogar eine Abkürzung über eine Schotterpiste durch den Wald nehmen, wunderschön!
Den Endpunkt bildete dann die Aschelandschaft des letzten Vulkanausbruches 1957. Damals wurde eine komplette Walfangsiedlung begraben, die Einwohner fanden angeblich fast alle Aufnahme in den USA.
Abends eine kleine kulinarische Überraschung, die Dänen neben mir luden mich zur selbstgemachten Lasagne ein. Ein relativ junges Paar mit 4 Kindern, das letzte kam in der Karibik zur Welt!
Und wenn Mann schon einmal in Horta ist, muss man sich auch dort neben 1000 anderen verewigen!

Montag, 28. Mai 2018

Fajal/Horta 1

Horta

Der erste Tag in diesem Ort auf der Insel Fajal ist der Batteriensuche gewidmet. Kaum will ich mich aufmachen, steht Harry aus Herten auf der Pier. Er lebt seit 10 Jahren hier und hat sich ein kleines Unternehmen aufgebaut, dass vielfältige Reparaturen an Schiffen anbietet. Auf die Frage, wo es denn wohl passende Batterien gäbe, kommt die Antwort.“ Steig in mein Auto, ich fahre dich ins Industriegebiet nach Santa Barbara“. Dort finden wird einen super sortierten Shop, der Werkzeuge, hauptsächlich aus Deutschland und etliches andere mehr anbietet. Tatsächlich sind die gleichen Batterien, die ich habe, vorrätig. Der Preis ist zwar deutlich höher als zuhause, aber ich brauch sie halt. Nur die Bezahlung mit der Kreditkarte klappt nicht. Da aber sowieso die alten zurückgebracht werden sollen, geht’s wieder in die Marina. Erst mal Cash am Automaten gezogen, dann die Batterien ausgebaut und jeweils 30Kg über's andere Boot auf die Pier geschleppt. Ein Taxi ist schnell gefunden und der sehr nette Fahrer hilft beim Einladen und fährt mich den Berg rauf. Auch dort ist er behilflich beim Aus- und Einladen, schüttelt zwar den Kopf ob des hohen Preises, aber fährt mich zurück bis auf die Pier neben mein Boot. Für diesen Service verlangt er glatt 10€!!!
15 bekommt er und der Wiedereinbau kann beginnen. Eine Sorge weniger!
Da Horta DER Anlaufpunkt oder Zwischenstopp für viele Segler auf der Atlantikrunde oder nach Weltumsegelungen ist, ist hier wirklich einiges los. U.A. liegen zwei Großsegler hier, die Gunila, woher wohl? und die Osterschelde aus Holland auf der Rückreise von den Bermudas. Ein netter Herr von dem holländischen 3Master spricht mich auf meine Windsteueranlage an, da er selbst in Südafrika ein Boot liegen hat. Wir kommen auf dem Brummer ins Gespräch. Er ist gebürtiger Österreicher und lebt seit 1972 in Südafrika. Nachdem der für ein paar Jahre in Köln LKWs gefahren hatte, wurde er Busfahrer in Südafrika. Danach baute er ein Fuhrunternehmen auf, dass er inzwischen verkauft hat. Mit einem Freund zusammen haben sie 4 Wochen auf dem Traditionsschiff gebucht und fahren die komplette Route bis Holland mit. Aber trotz 800€/Woche müssen ALLE an Bord mit anpacken. Es gibt keine einzige Winsch ausser für den Anker, alleine fürs Setzen eines Segels braucht es 6 Personen! Ich glaub, er hat's ein klein wenig bereut, mehr als die üblichen 14 Tage mitzusegeln. Aber das Schiff ist schon der Hammer. 100 Jahre alt und komplett restauriert, aber stilecht. Alleine die Messe ist eine Augenweide. Was E. allerdings über Südafrika erzählte, war nicht schön, die Kriminalität nimmt immer mehr zu und auch parapolizeiliche Einheiten sind wohl drin verwickelt. Einer seiner Söhne wurde im Rahmen seiner dritten! Entführung ermordet. Die Schilderung ist mir doch sehr ans Herz gegangen.
Aber Horta ist ne Wucht! Auch wenn ich mich fast in Flores verliebt habe, in die Insel wohlgemerkt, bietet Fajal natürlich bei ca. 15000 Einwohner deutlich mehr. Einkaufen und Essen gehen, oder auch nur ein Bier trinken, sind billig. Ländliche Anwesen im Fincastil mit 2000m² sind für 150-200000€ zu haben. Der nächste Portugiesischkurs an der VHS ist meiner!
Kleine Randbemerkung: Vielleicht sollte sich das Etienne mal einen portugiesischen Architekten an Land ziehen, ich meine ja nur... (für Insider!)



Sonntag, 27. Mai 2018

Flores-Horta

23.5.

1130: Ablegen Lajes
Der Versuch, unter Segeln voranzukommen, gelingt erst mal nicht, also den guten Volvo an! Diesel hab ich genug für die ganze Strecke nach Horta. Dann doch noch'n Versuch. Mit leichten westlichen Winden geht mit 4kn die Post ab.
Aber Flores will mich wohl nicht ziehen lassen. Während ich schlummere, dreht der Wind zügig auf NNE und dann auch gleich mit 28kn. Bis ich das gemerkt habe, hat Förthi schon den Rückweg nach Flores angetreten. Nach einer Wende bin ich wieder auf Kurs, aber sehr ungemütlich, weil sich schnell Wellen aufgebaut haben. In der Nacht kann ich auch nicht ausreichend Höhe laufen, da Förthi immer durch eben genannte Wellen aus dem Konzept gebracht wird. Von Hand geht’s aber auch nicht besser. In dieser Nacht tatsächlich alle 20min auf und den Rundumblick gemacht, habe aber nur 2 Fischerboote (ohne AIS!) gesehen.
Im Morgengrauen kann man Fajal schon erahnen. Die Höhe, die ich in der Nacht verloren habe, rächt sich jetzt. So würde ich an Fajal und sogar Pico vorbeibrettern.
Lösung? Klassisch aufkreuzen, bei der Welle ein ganz schlechter Wendewinkel.
„Dänisch“ aufkreuzen! Mit Motor und Segeln etwas mehr Höhe herausschinden, als nur unter Segeln möglich wäre.
Kurz vor der Insel zeigen sich viele Delfine und auch 2 „weiße Wale“. Später erfahre ich, dass es sich dabei um Rundkopfdelfine handelt, die auch recht aggressiv untereinander sind. Auf jeden Fall geben die Narben ihnen ein unverwechselbares Aussehen
So komme ich doch zeitgerecht in Horta/Fajal an. DER Hafen für alle Atlantikfahrer oder/und Weltumsegler.
Muss dort zweimal anlegen, einmal um zur Capitaneria zu gelangen und um einen Liegeplatz anzufragen und das zweite Mal, um bei einem Holländer ins „Päckchen“ zu gehen. Die Marina ist nämlich eigentlich voll, aber dank guter Organisation geht doch noch was. Das holländische Paar neben mir ist seit 10! Jahren unterwegs, rund um die Welt und überall auch länger geblieben. Das Ganze mit einem komplett selbstgebautem Schiff, welches aber durchaus ein sehr guten Eindruck macht.

Flores

Flores 17.5.-23.5.

Am Pfingstsonntag zuerst einmal die einzige offene Bar aufgesucht, die auch noch einen Wifi-Zugang bietet. Just to please you and me!
Danach bin ich am Gemeindesaal der Kirche vorbeigekommen und wurde sofort hereingewunken, um an der traditionellen „Armenspeisung“ teilzunehmen. Es gab eine Kalbssuppe mit viel Brot darin und zusätzlich massenhaft Kalbfleisch auf Platten. War wirklich lecker! Den Nachtisch in Form von süßem Reis musste ich dankend ablehnen. Es ist wohl Tradition, dass in einigen Ortschaften kostenloses Essen an manchen Tagen ausgegeben wird. Die Gäste, ausschliesslich Einheimische, wirkten aber durchaus nicht bedürftig. Kurz darauf konnte ich noch das Zuwasserlassen eines besegelten Walfangschiffes beobachten. Cooles Teil, alles aus Holz, vielleicht ein paar Metallnägel oder Nieten, das wars's. Aber damit auf Moby Dick loszugehen, will ich mir gar nicht vorstellen.









Die schönen Tage auf Flores gehen dann doch zu Ende, aber ein bisschen wandern war auch noch drin. 
Zwischenzeitlich gab es noch eine Einladung auf das benachbarte französische Boote zum „Schnapstrinken“. Da ein Elsässer dabei war, konnte man sich sogar verständigen. Der Skipper Thomas sprach auch ganz gut englisch. Aber es kamen immer mehr Franzosen dazu, auch ein paar Weltumsegler, so dass die Unterhaltung ins Stocken geriet. Trotzdem ein netter Abend!