Wieder mal den Reeds zu Rate gezogen,
ihr wisst, die Bibel des Atlantikfahrers! Leider zwingt mich dieser
Herr wieder zu frühem Aufstehen. Um 0630 wird abgelegt und erstmal
Richtung La Hague dahingedümpelt. Trotz der frühen Morgenstunde ist
es nicht so kalt, wie befürchtet. Ein Segel nach dem anderen hoch,
weil die anderen machen ja auch. Und dann ging die Post ab! Durch das
berühmt, berüchtigte Race of Alderney (starke Gezeitenströmung)
wurde der Brummer bis 11kn beschleunigt, bisher persönlicher Rekord.
Nach ca. 4h auf Alderney an der Boje festgemacht. Habe mir den Luxus
des Wassertaxis gegönnt und mich an Land bringen lassen. Der
ausgiebige Spaziergang zeigte einen kleinen, aber sehr netten Ort.
Zurück an Bord, mich von der Welle sanft wiegen lassen. Nächsten
Morgen sollte es wieder mal nicht zu Ausschlafen kommen, der Reeds!!!
Ausserdem stand seit den frühen
Morgenstunden eine inzwischen unangenehme Welle in die Bucht, an ein
Weiterschlafen war eh nicht zu denken. Die Ausfahrt wurde dann doch
etwas haarig, für eine Stunde Strom und Welle gegenan, so dass der
Motor ordentlich zu tun bekam. Erst danach konnte ich die Nordostecke
von Alderney runden und Kurs auf Guernsey nehmen. Anfänglich nur mit
2fach gerefften Groß 8,5kn. Danach kam der Wind aber komplett von
hinten, die Eierei begann. Die Hafeneinfahrt St.Peter Port auf
Guernsey war schnell erreicht, aber ein paar andere Yachten hatten
die gleiche Idee. Weitere 20 lagen schon am Warteponton. Aber die
Organisation war perfekt, die Hafenmitarbeiter flitzten mit
Schlauchbooten hin und her und das vermeintliche Chaos lichtete sich.
Nachdem der Wasserstand hoch genug war um über die, die eigentliche
Marina abschliessende Barre (Sill) zu überqueren, wurde jedes Boot
einzeln an seinen Liegeplatz begleitet. Für mich war nur ein Platz
an einer englischen Yacht übrig, aber der Skipper und seine fast
erwachsenen Kinder waren so nett und hilfsbereit, wie konnte es auch
anders sein, halfen tatkräftig. Mein mich verfolgender Fluch, ein
Gewitter zog auf. Beste Gelegenheit, um mich zu einem
Mittagsschläfchen zurückzuziehen. Windgeschwindigkeit von 49kn
wurden gemessen, zwischen unseren Booten sprangen alle Fender hoch
und dieses Geräusch liess mich auffahren. Schnell ins Ölzeug und
mit Hilfe der Nachbarn die Schiffe wieder auseinander gedrückt und
die Fender neu platziert. Nicht
auszudenken, wenn die“Seafox“
eine Metallscheuerleiste gehabt hätte. Sie ist aber aus Holz und es
scheint kein Schaden entstanden zu sein. St.Peter Port ist schon eher
eine größere Stadt mit viel Tradition u.a. etlichen
Befestigungsanlagen aus dem 18.Jahrhundert, die zwischenzeitlich
(2.Weltkrieg) von den Deutschen benutzt wurden. Die Eintrittspreise
der historischen Stätten waren mir aber zu hoch , also alles nur von
außen bestaunt.
Der geplante Einkauf von
Lebenswichtigem, wie Brot und Zigaretten gestaltete sich schwierig.
Geld bekam ich mit meiner Kreditkarte keines aus dem Automaten. Was
solls, ich hatte ja noch drei Fünfer (UK Pounds) vom letzten Törn
nach Engelland. Die waren aber wohl inzwischen aus dem Verkehr
gezogen worden. Drei Banken wiesen mich ab, ich sei ja kein Customer
und gaben mir den Rat, es im Post Office oder bei Thomas Cook zu
versuchen. Die konnten mir aber auch nicht helfen. Also zum letzten
Mittel gegriffen und 50 Euronen bei Cook getauscht. Als ein
Mitarbeiter die Ausrede der Banken hörte, griff er sich meine Fünfer
und flitzte selber zur Bank, er war ja Kunde, und kam mit neuen
Scheinen aus Plastik zurück. Na, geht doch!
Für viel Geld, alles teuer hier, ein
paar Kleinigkeiten erstanden, u.a. die Ziggis für 7.10 Pounds,
Rauchen ist nicht nur dangerous, sondern auch expensive!