Samstag, 28. Juli 2018

l'Aber Wrac'h 2

L'Aber Wrac'h

Nach stundenlangen Brüten über den Gezeitentabellen, wie hab ich das vermisst, geht es mal wieder nach Laberwrack. Da Windstille, geht es unter Motor los, den Schiebestrom kann ich wirklich gut gebrauchen. In der Einfahrt wie auch letztes Mal wuseliges Treiben von kleinen Kats, Jollen und Surfern. Und der Hafen proppenvoll, aber der Hafenmeister findet immer ein Plätzchen. Mit dem Schuhlöffel wird der Brummer in zweiter Reihe eingeparkt. Abends dann die schlechte Nachricht, die französische Familie muss schon um 7h los, Gezeiten eben!

Brest

Brest 23.7-26.7.

Nach der anstrengenden Biskayaüberquerung gönne ich mir erst mal ein paar Tage Ruhepause. Am ersten Tag wird tatsächlich bis 12h geschlafen!
Die Marina Port du Moulin Blanc ist richtig gut, mit feinen sanitären Anlagen und netten jungen bilingualen Mitarbeitern. Leider ist sie ein wenig weit ab vom Schuss, z.b. ist der nächste Supermarkt 2km entfernt. Aber ich habe ja gesunde Beine und so stellt das kein unüberwindbares Hindernis dar.
Am nächsten Tag nehme ich den Bus nach Brest, der ÖPNV ist gut aufgestellt, die Einzelfahrt, gültig für eine Stunde, kostet 1,60€, das Tagesticket 4€. Damit kann man Bus und Bahn und auch die hypermoderne Seilbahn über dem Hafen benutzen. Die Stadt selber ist geprägt von modernen Gebäuden, dazwischen einiges aus dem 19Jhdt. Den Rest haben wir im 2.Weltkrieg zerstört.


Eine echte Altstdt ist so nicht vorhanden, aber in der Nähe des alten Hafens gibt es die Rue Malo! Man könnte sich ins 17./18.Jhdt versetzt fühlen, ein paar urige Restaurants und „Kneipen“ bilden die Hauptattraktion. Stilecht im Kaschemmencharakter, hier muss wohl auch Vidocq verkehrt haben, der dann später aber doch im Gefängnis gelandet ist. Die Stadt ist für französische Verhältnisse sehr sauber und verfügt über nett gepflegte Parkanlagen. Auch das kulturelle Angebot erscheint groß, woher nehmen die Franzosen eigentlich das Geld? Oder setzen sie nur andere Prioritäten, da kann sich Deutschland noch manche Scheibe von abschneiden. Nur das Gesundheitssystem kränkelt wohl etwas, selten zuvor habe ich so viele Menschen mit extrem schlechten Zähnen gesehen!

Dienstag, 24. Juli 2018

La Coruna-Brest

La Coruna-Brest

Nach 74h und dem Verbrauch von ca. 140l Diesel bin ich in Brest angekommen. Es war ziemlich anstrengend, da doch einiges an Schiffsverkehr zu beachten war. Tatsächlich musste ich meine Schlafphasen auf 20-25 Minuten beschränken. Und dann war da noch der Wal! Etwa 20m entfernt schwamm er auf Gegenkurs. Das war schon ein etwas größeres Exemplar, vielleicht 10m lang. Merkwürdigerweise fiel danach für eine gewisse Zeit mein GPS aus. Hatte er möglicherweise einen Sender? Andererseits fuhr auch ein Kriegsschiff in Sichtweite ein paar Mal auf und ab...
In der letzten Nacht war dann an Schlafen überhaupt nicht mehr zu denken. Vor der bretonischen Küste lief ich in eine Nebelwand mit Sichtweite unter 20m. Ich überlegte schon umzudrehen, als ein kleines Fischerboot direkt aus dem Nichts erschien und an mit vorbeirauschte. Ein 2. Boot mit AIS Sender kam im rechten Winkel auf mich zu. Also Kehrtwende um 180° und neu überlegt. Das Boot entpuppte sich als französischer Segler und ich entschloss mich, einfach dem AIS zu folgen, ohne ihn zu sehen. Der schien sich auch wirklich auszukennen, er benutzte nämlich einige „Abkürzungen“ , die ich normalerweise nicht gewagt hätte. Nach 1,5h lichtete sich der Nebel und ich nahm wieder meinen eigenen Kurs auf. Um 1230 festmachen in der Marina „ Port du Moulin Blanc“ in der Nähe von Brest.

Zwischenbemerkung: Alzheimer?

Alzheimer???

Gehört das in einen Blog übers Segeln?
In diesem Fall schon. Wenn jemand mal erfahren möchte, wie es sich anfühlt, vorübergehend einen Gedächtnisverlust zu erleiden, sollte er/sie mal etwas Aceton schnüffeln!! Wie kam es dazu?
Im Inneren meines Bootes gibt es viele Stellen, hauptsächlich in den Stauräumen, wo die verwendete graue Farbe nicht durchgetrocknet ist. Und das nach 12 Jahren!
Nachdem es an einer Probestelle mit Aceton klappte, die Kleberei zu entfernen, nahm ich mir ein größeres Areal vor. Natürlich hatte ich für Durchlüftung gesorgt, aber anscheinend nicht genug.
Ein halbe Stunde nach der Aktion wurde ich sehr müde und legte mich auf's Ohr. Nach dem Erwachen wusste ich nicht mehr, wo ich mich befand. Ich schaute auf die Nachbarboote, um deren Heimathafen zu lesen. Na klar, Ponta Delgada auf Sao Miguel! Diese Information war aber in Bruchteilen von Sekunden wieder weg. Auch an den Namen des Reinigungsmittels konnte ich nicht mehr erinnern. Ich schaute auf das Etikett, mindestens 3 mal, aber auch das war nicht im Gedächtnis zu speichern. Alle Geburtsdaten, z.B. der Kinder waren mir ebenfalls entfallen. Ich befürchtete schon, einen kleinen Schlaganfall erlitten zu haben. Es dauerte fast 2 Stunden, bis alles wieder da war. Eine Erfahrung, die vielleicht interessant ist, aber auch sehr verstörend.
Bitte nicht nachmachen!!!

Donnerstag, 19. Juli 2018

La Coruna 3

La Coruna 3

Mein 1. Offizier (Karin) musste ja leider, wenn auch planmäßig, die Brücke verlassen. Alles hat wohl gut geklappt, obwohl der Flieger von La Coruna nach Madrid Verspätung hatte. Der Anschlussflug war vom selbem Gate, so daß keine Lauferei nötig war. Der Trennungsschmerz wurde durch zwei richtig nette Engländer abgemildert, die ich kennenlernte. Der eine, mein direkter Stegnachbar, war auch alleine unterwegs. Das übliche Problem, die Ehefrauen bleiben lieber zuhause bei den Enkelkindern. Ein wirklich unterhaltsamer Typ, der nach seiner Zeit bei der RAF (nicht was ihr denkt, sondern die Royal Airforce!!!) als Tiefseetaucher gearbeitet hat, hauptsächlich bei der Verlegung von Unterwasserpipelines. Er ist jetzt 70, aber in wirklich beneidenswertem Zustand. Und sein Humor ist bewundernswert! Ein Beispiel: Der andere Engländer und ich besuchten den nächsten Supermercado und ich fand einen sehr billigen guten Wein. Wir kauften 6 Flaschen und erzählten am Abend davon. Nächsten Tag machte sich John auf,



und das Regal war leer! Da wir uns jeden Abend abwechselnd auf den Booten trafen, um etwas zu viel zu trinken, berichtete er uns davon und meinte: this bloody German and this bloody Brit bought all the wine!!
Auch Roger, 68 Jahre alt, war eine Bekanntschaft wert. Er lebt seit 25 Jahren in München, ist auch alleine unterwegs, ein guter Musiker und hat das gleiche Problem, seine Frau hat kein Interesse mehr am Segeln.
Beide beneideten mich wirklich um meine Freundin!
La Coruna ist nie langweilig. Wie schon in einem anderen Post geschildert, ist sie die Stadt der Jugendstilbauten, für Interessierte ein Eldorado. Eine der wenigen Städte in Galicien, die den wirtschaftlichen Abschwung gut überstanden hat. Die Einwohnerzahlen nehmen stetig zu und laut Wiki erwirtschafte die Stadt 1/3 des galicischen Bruttosozialprodukts. Ansonsten sind mehrere Hundertausende aus Galicien ausgewandert, hautsächlich nach Südamerika.
Die weitere Planung für die Überquerung der Biscaya gestaltet sich schwierig. Hatten wir letztes Jahr noch Südwest gegenan, sind es wohl für eine Woche eher nordöstliche Winde. Ich werde ein schwachwindiges Wetterfenster nutzen, um wegzukommen

Dienstag, 17. Juli 2018

Portosin-Camarinas-La Coruna

Portosin

Wie schon auf der Hinreise, war Portosin eines unsere nächsten Ziele. Dieser recht unscheinbare Ort hat ja seinen ganz eigenen Reiz. Kein internationaler Tourismus, aber bei Spaniern durchaus beliebt. Es gibt tolle Strände, sogar mit Duschen, leider ist das Wasser sehr kalt. Wahrscheinlich deshalb findet man extrem selten Deutsche hier. Günstig ist die relative Nähe zu Santiago de Compostella. Mit dem Bus, einmal umsteigen, ist man in einer knappen Stunde dort. Santiago ist schon eine Wucht, natürlich überlaufen, aber die Gebäude in der Altstadt imponieren mächtig. Kleiner Tipp am Rande: In der Nähe der Kathedrale befindet sich die medizinische Fakultät der Uni. Dort kann man erstens gut die Toiletten aufsuchen und zweitens in der Cafeteria für € 5,90 ein Mittagsmenü zu sich nehmen. Ansonsten sind selbst die Pilgeressen sehr teuer.

Camarinas

Wieder einer dieser kleinen, gemütlichen Häfen. Bevor allerdings dort das Volksfest ausbrach, haben wir ihn schnell wieder verlassen. Crews, die einen Tag später ausliefen, berichteten von lautstarkem Feiern bis 5h morgens!

La Coruna

Im dichten Morgennebel ging's weiter Richtung La Coruna, Karin sollte ja nicht ihren Flieger verpassen!
Und der Nebel wurde noch dichter, Sichtweite 20-30m. Da kam dann auch endlich die Nebeltröte zu Einsatz. Trotzdem entgingen wir zweimal nur knapp einer Kollision. Plötzlich, wie aus dem Nichts, tauchen 2 Segelyachten auf. Und die schleppten einander auch noch. Das zweite war dann ein Katamaran, der aber ebenfalls Nebelsignale von sich gab. War schon wirklich etwas erschreckend. Aber La Coruna wurde in den späten Abendstunden unter Motor und jetzt auch ohne Nebel dann doch noch erreicht.



Montag, 9. Juli 2018

Bayona/Vigo 4.7.-10.7.

Bayona (Baiona)

Bayona ist ein bei Spaniern sehr beliebter Badeort. Auf internationalen Tourismus ist man wohl nicht so wirklich eingerichtet. Manchmal geht etwas in englisch, aber da Karin ja auch etwas spanisch spricht, klappt die Verständigung ganz gut. Besonders stolz ist man auf seine keltische Vergangenheit, was natürlich mannigfaltige Andenken nach sich zieht. Aber auch die Anlandung der „Pinta“ 1593 nach der Entdeckung Amerikas wird überall gewürdigt. Die Marina hat gute Liegeplätze, aber nur rudimentäre sanitäre Anlagen. Die Preise sind hoch (34€/d), aber wenigstens sind sie seit 2012 nicht mehr angehoben worden. Der Marinamitarbeiter erklärt das mit der hohen Beliebtheit der Marina bei reichen Spaniern.
Die Altstadt hat es aber in sich, kleine Geschäfte und noch mehr Restaurants reihen sich aneinander. Das Schlendern macht wirklich Spaß. Nur am Wochenende ist der Lautstärkepegel so hoch, dass man es nicht aushalten kann. Wettertechnisch ist es sommerlich geworden, aber mit ca. 24° gut auszuhalten.
Am Sonntag stand ein Ausflug nach Vigo auf dem Plan, für günstige 8,80€ gings hin und zurück. Vigo ist eine richtige Großstadt mit Einkaufsstraßen, die Düsseldorf in nichts nachstehen. Aber es ist ja Sonntag und alle Einwohner scheinen die Strände aufgesucht zu haben. Die Altstadt ist zwar vorhanden, aber nicht sehenswert.
So ne Woche vergeht wie im Fluge und die Abfahrvorbereitungen werden getroffen. Karin hat sich schon einen Flug ab La Coruna gebucht, also müssen wir auch dahin. Leider hat unser Vorsegel nur 1 Jahr lang durchgehalten, also muss es runter und durch die Reservegenua ersetzt werden. Die passt nicht ganz, aber für den Rest der Reise wird sie schon ausreichen?!






Freitag, 6. Juli 2018

Ponta Delgada-Bayona

27.6.2018

Mietwagen abgeben (Karin), Formalitäten bei den sehr netten Beamten erledigen (Klaus)
1200: Ablegen Ponta Delgada, warten an der Tanke, aber dann geht’s los bei Wind W14kn.
Es dauert etwas, bis die lange Insel Sao Miguel passiert ist. Dann kommt der Wind aus NW und frischt immer mehr auf. Mit ordentlich Schräglage geht es in die Nacht. 6Kn, später auch mal 7 stehen auf dem Tacho!
Ein wenig Schiffsverkehr ist auch vorhanden, zuerst ein querender Segler, der aber keine Positionslichter führt, sondern nur kurz das Topplicht und AIS anmacht und nach dem Passieren wieder aus (muss wohl auch Strom sparen, kommt mir bekannt vor!). Und natürlich die obligatorische Fischstäbchenfabrik. Obwohl riesig, sendet auch sie kein AIS-Signal, vermutlich, um ihren Standort nicht zu verraten.

28.6.

Die Sonne geht auf, Wind N20kn, also weiter am Wind segeln.
Im Laufe des Tages werden es dann noch 25kn mit der sich natürlich inzwischen aufgebauten Welle. Kurs 80°, ungemütliches Fahren.

29.6.

Wind eher noch stärker aus NNE, bis zu 30kn, dabei üble Welle.
Am Wind sind's dann auch „scheinbar“ 35kn, Spitzenwert 42! Stimmung nicht mehr ganz so dolle...
In der Nacht zweimal Kollisionskurs. Einem Fischerboot, dessen Kurs man erst nicht einschätzen konnte, mussten wir mit einigen Kringeln ausweichen. Da war der Kontakt mit der „ZIM Texas“ mit Ziel Halifax schon angenehmer. Der änderte seinen Kurs um ein paar Grad und der Funker hatte sogar Zeit für ein kleines Schwätzchen.

30.6.

Unveränderte Situation, Förthi steuerte uns auch bei widrigen Winden und fieser Welle durch Nacht und Tag.
Funkkontakt mit der „BBC Magellan“, der Frachter hatte schon vorab seinen Kurs etwas geändert. Ich bedankte mich herzlich und bekam zur Antwort, das sei gute Tradition und „We are all sailors“. Auch einen Wetterbericht gab er uns durch, leider unverändert.
Inzwischen ist alles im Schiff feucht, entweder durch die nassen Klamotten oder den undichten Lüfter, kalt ist es nachts ebenfalls.
Übrigens bin ich jetzt genau 1 Jahr unterwegs, nach feiern ist mir im Moment aber nicht. Warte immer darauf, dass etwas zu Bruch geht.

1.7.

Auch die letzte Nacht ist rumgegangen, ich konnte dank Karin auch einige Stunden schlafen. Immer noch Wind 30kn aus N, Wellen 3-4m, das ist fast bis zum 2. Stockwerk eines Hauses!
Im Laufe des Tages etwas abflauend, die erste warme Mahlzeit (Spaghetti) ist möglich. Die Nacht wird lausig kalt und feucht.

2.7.

Wind auffrischend, wieder 25kn aus NW, leider auch weiterhin kalt und nass, mit der zunehmenden Feuchte im Schiff nicht angenehm.
Im Tagesverlauf wird der Wind schwächer, gegen Abend nur noch 10kn.
Dann die böse Überraschung: Der Motor läuft zum Laden der Batterien und um zusätzlich etwas Fahrt zu generieren, kupple ich ein. Ausser starken Vibrationen tut sich nichts, weder vorwärts noch rückwärts. Propeller oder Getriebe? Der Motorraum ist unauffällig, Ölstand des Getriebes ist ok, mit abgestelltem Motor lässt es sich auch mit dem kleinen Finger schalten.
Wir beratschlagen und kommen zu dem Entschluss, bis Bayona unter Segeln zu fahren und dann vor Anker zu gehen, oder dort direkt Schlepphilfe anzufordern. Meine Stimmung ist am A..., Karin erscheint gefasster.
Machen nur noch 2,5kn!

3.7.

In der Nacht ging es dann doch bis auf durchschnittlich 4kn hoch, so könnte es gelingen! Arme Ritter gab's zum Frühstück und dann schlief der Wind ein. Nur ein bisschen Strömung schob uns noch vorwärts. Bei inzwischen Sonne erledigte ich ein paar Kleinigkeiten am Schiff und Karin buk Brot. So konnte es natürlich nicht lange weitergehen und in meinem Kopf regten sich die Gedanken. Im Ausschlussverfahren wollte ich dem Problem auf den Grund gehen. Zuerst den Propeller kontrollieren, aber wie? Einen Tauchgang bei 4000m Wassertiefe und gefühlten 16° traute ich mir nicht zu. Mein Weihnachtsgeschenk, die GoPro wurde am Piekhaken befestigt und nach Gefühl und Wellenschlag zu Wasser gelassen. Erst konnte man auf den Videos nur erkennen, dass die Schraube im Bild war. Auf dem Tablet zeigte sich dann ganz eindeutig, dass sich der Teil eines Netzes verfangen hatte.
Der Tauchgang wurde sorgfältig geplant. Badeleiter montiert, eine Hilfsleine quer unters Schiff gespannt und dann der Klaus mit Lifebelt und Sicherungsleine zu Wasser gelassen. Kaum war der Kopf unter Wasser, kam Panik auf und ich wollte das Abenteuer Tiefseetauchen abbrechen. Wieder an Deck und der Überlegung, das doch besser irgendwo vor Anker zu machen, nahm ich mein zitterndes Herz in beide Hände und wagte einen zweiten Versuch. Diesmal ohne Schnorchel! Das Messer in der Hand und das erwähnte Herz in der nicht vorhandenen Hose, hangelte ich mich an der Hilfsleine runter, und...es gelang im ersten Anlauf ca. 2qm Netz aus dem Propeller zu schneiden. Die Erleichterung danach könnt ihr euch sicher vorstellen?! Zur Belohnung bekam der „Held“ eine richtig selbstgemachte Pizza und das eine oder andere Glas Wein.
Ich hatte aber wirklich Schiss!!!
Die Aktion gelang zum richtigen Zeitpunkt, denn es war windstill. Unter sonorem Brummen des Volvos ging's in die Nacht. Selten habe ich ein Motorengeräusch so genossen!

4.7.

Die ganze Nacht blieb es windarm und der Volvo schnurrte weiter. Schön, dass inzwischen die Sonne da war und auch die Temperaturen anstiegen. So kam Karin in den Genuss eines wohlverdienten Sonnenbades. Kurz vor Sonnenuntergang kam dann Bayona, an der Nordwestecke von Spanien gelegen, in Sicht. Bis wir festgemacht hatten, war es dann inzwischen 2330. Noch ein paar Glas Wein auf die glückliche, wenn auch schwierige Überfahrt, und ab in die Heia!

Ponta Delgada

Ponta Delgada

Die Marina ist modern angelegt, es gibt lange Fingerstege, an denen auch größere Yachten festmachen können. Die Sanitäranlagen sind großzügig und gut konzipiert, aber wie gerne mal in Portugal und Spanien lässt die Wartung auf sich warten. Tropfende Wasserhähne und undichte Duscharmaturen werden einfach nicht repariert, sauber ist es allerdings! Die Anmeldeformalitäten sind umfangreich, Marina, Immigration, Polizei und Zoll. Schengen ist eben doch nicht überall! Aber die Mitarbeiter und Beamten sind überaus zuvorkommend und super nett.
Die Stadt erschlägt mich anfänglich etwas, sehr quirlig und auch deutlich mehr Touristen, als bisher gewohnt. Aber auf den zweiten Blick ist eigentlich alles gut.Viele Gebäude aus dem 19. Jhdt und auch einige ältere, davon gefühlt jedes zweite eine Kirche. Die Gehwege alle mit Kleinpflaster in schwarz und weißen Ornamenten. Und sauber ist es, täglich gehen Reinigungsdienste mit überdimensionierten Staubsaugern rum und reinigen Straßen und Trottoirs. Viele kleine und auch recht große Parkanlagen sind in einem perfekten Pflegezustand, die Blütenpracht ist atemberaubend. An Geschäften und Restaurants ist alles vorhanden, internationale Ketten, aber auch viele lokale Geschäfte wechseln sich ab. Preiswert ist fast alles, das billigste Bier (0,25l) für 80 Cent. Bei unserem Ausflug in die Berge haben wir für 2 Tassen Kaffee und ein Riesenteilchen zusammen 2,20€ bezahlt.
Aber es gilt auch einen Pflichttermin wahrzunehmen, die Ärzteversorgung hätte nun mal gerne einen Lebensnachweis von mir. Karin hatte per email schon ein Date mit dem Honorarkonsul ausgemacht. Der erscheint auch pünktlich auf die Minute im verabredetem Cafe und hat sein Büro in der Aktentasche dabei. Neben einigen Stempeln und einer kostenfreien Unterschrift kann er uns auch einiges über die Situation auf den Azoren berichten. Exportgüter sind nur Produkte wie Milch, Käse und die berühmte Azorenbutter von glücklichen Kühen, wenn da mal nicht die EU nachgeholfen hat?! Ein weiterer Exportschlager ist der Müll. Der wird getrennt und in den leeren Containern zum Festland zurückgebracht. Der Containerhafen befindet sich in direkter Nähe zur Marina, so gibt es immer viel zu gucken, aber eine gewisse Geräuschkulisse ist natürlich damit vorhanden. Großen Wert wird auf sanften Tourismus gelegt, die Zahlen steigen nur langsam, aber das ist ja auch gewollt.
Am Dienstag machen wir auch auf Touris und nehmen uns einen Mietwagen. Damit geht’s über wunderschöne Straßen in den Westteil der Insel. Ein Ziel ist der Kratersee „Lagoa Azul“. Man fühlt sich geradezu in die Alpen versetzt, einfach nur schön! Leider hatten wir die Badesachen vergessen. Die Straßen sind in einem guten Zustand und fast überall mit riesigen Hortensienbüschen gesäumt, die jetzt in Blüte stehen. Was für ein Anblick! Azoren, noch vor den Kanaren mein absoluter Favorit!!!
Am Montag waren wir übrigens auf dem Nachbarschiff zum Grillen eingeladen. A. und M.mit Hund Happy leben seit 3 Jahren auf der etwas älteren 20m Yacht. Optisch ist sie im Moment nicht ganz so dolle, aber technisch tipptopp. Natürlich Wassermacher, Stromgenerator (braucht doppelt soviel Diesel wie mein Motor!), Geschirr- und Waschmaschine, Tanks für 1000l Diesel und 1600l Wasser. Dann noch Batterien von 1600Ah. Neid kommt bei mir allerdings nicht auf, ich weiß, was alles kaputtgeht!
Die Beiden lebten schon einige Jahre in Norwegen auf dem Boot und wollen über Azoren, Kanaren in die Karibik, um anschliessend Südamerika zu runden und in den Pazifik zu segeln
Ein schöner Plan...
Er hat aber gerade erst eine Schlaganfall hinter sich und vorher schon 2 Herzinfarkte, ausserdem 2 künstliche Kniegelenke und das mit 54 Jahren! Eine gewisse Naivität ist ihnen wohl nicht abzusprechen, wenn da mal was auf hoher See passiert und die Frau (Segelanfängerin!) mit dem Riesendampfer alleine zurechtkommen muss???
Aber sie sind sehr nett und wir wünschen ihnen alles Gute für ihr Vorhaben!

In diesen Zusammenhang passt ganz gut, dass der türkische Reiseunternehmer (Stichwort Raki + Handy) seine Weltumsegelungspläne aufgegeben hat und schon wieder im Mittelmeer ist. Auf seiner Blogseite gibt es zwar keine Erklärung, aber aus sehr zuverlässiger Quelle habe ich erfahren, dass es sowohl technische als auch schwerwiegende menschliche Probleme gab.

Leider sind die Windvorhersagen für die nächsten Tage alles andere als ideal, aber irgendwann müssen wir ja mal los!