Karin ist inzwischen angekommen. Ich
hatte schon per Internet einen Mietwagen am Flughafen reserviert, ist
doch deutlich billiger als vor Ort. Der Flieger war überpünktlich,
so dass ich gerade noch rechtzeitig mit dem Taxi ankam. Taxifahren
ist allerdings ziemlich teuer und der ÖPNV nicht gut aufgestellt.
Da wir den Mietwagen für 48h hatten,
konnten wir am nächsten Tag einen Teil der Insel erforschen.
Richtige Highlights haben wir zwar nicht entdeckt, aber wir waren es
auch so zufrieden. Den Vormittag vor der Abgabe nutzten wir noch für
einen ausgiebigen Einkauf im Carrefour-Supermarkt. Die Preise bewegen
sich auf französischem hohem Niveau, aber was uns auf den anderen
Inseln erwarten würde wussten wir ja nicht, so wurde kräftig in
die Regale gegriffen. Das leidige Ausklarieren wurde noch
vorausschauend in Fort de France erledigt. Also in der Bucht von Le
Marin nur noch tanken und dann zur Einstimmung eine Nacht vor Anker.
Die Überfahrt nach St. Lucia ging
zügig, aber zwischen den Inseln bläst es doch gewaltig und die
Wellen sind auch nicht ohne. Da man auf jeder Insel (Inselgruppe)
erneut einklarieren muss, wählten wir als ersten Anlegepunkt die
Marina Rodney Bay. Sehr große Marina, ganz gut organisiert, aber
sanitäre Anlagen dürftig. Auch die Klariererei war nicht lustig.
Gelangweilte Mitarbeiter sowohl im Custom- als auch
Immigration-Office. Die sehr hübsche Angestellte lies sich kaum dazu
bewegen, das Handy mit irgendwelchen Videos aus der Hand zu legen und
war ob der Störung auch noch unfreundlich. Insgesamt brauche ich
Rodney-Bay, auch wenn angeblich so berühmt, nicht mehr.
Die nächste Bucht zum Ein-und
Ausklarieren war dann Soufriere. Dort gingen wir an ne Boje, war im
Führer so empfohlen. Schon weit draussen boten uns die
obglitarorisch Boatboys ihrer Dienste an. Auf den wir uns
schliesslich einliessen u.a. zum Festmachen an der Boje, war Bradley.
Genauso unverschämt wie gut aussehend. Konnte ihn dann auf 10€
fürs Leinenannehmen runterhandeln. Für den nächsten Morgen wollte
er uns ein Baguette bringen, auch 10€!!! Wir lehnten alle weiteren
Angebote dieses „netten“ Herrn ab. Kurz darauf kamen die wirklich
netten Herren der Hafenverwaltung, um den Obulus für die Boje zu
kassieren. Der Eine war ein großer Fan deutscher Fussballspieler und
fuhr mich noch zum Customs. Irgendwoher schleppte er auch noch den
dazugehörigen Beamten an und fuhr mich auch wieder zurück zum
Schiff. Eine sehr angenehme Erfahrung!
Am nächsten Tag gings nach St.Vincent,
nach Chateaubelair. Dort wieder, ihr erratet es nicht, Einklarieren.
Alles ziemlich nervig. Mussten mit dem Dinghi an den Strand, wo wir
fast gekentert wären, Brandung und so. Hilfe kam natürlich sofort,
ein mittelalter Mann, auf den ersten Blick etwas runtergekommen. Für
ein angemessenes Trinkgeld führte er uns zum Office, bewachte unser
Dinghi und zeigte uns auch noch, wo Brot zu bekommen sei. Da es mal
wieder in Strömen regnete, durften wir uns noch an seiner Hütte
unterstellen und lernten seine 2 Enkeltöchter kennen, wirklich
niedliche, hübsche Kinder! Die eine war sogar nicht abgeneigt, mit
uns nach Deutschland zu kommen.
Gegen Nachmittag dann großes Spektakel
in der Bucht. Alles was einen schwimmenden Untersatz hatte, war
anscheinend mit dem Zusammentreiben eines Fischschwarms beschäftigt.
Wer keinen hatte, schwamm halt. Riesengeschrei, aber wohl auch viel
Spaß dabei. Ein Boot brachte ein langes Netz aus, das dann im Kreis
zusammengezogen wurde. An Land halfen dann ca. 30 Menschen es zu
ziehen. Ich glaub, hinterher waren alle mal irgendwie im Wasser, auch
weil das Seil gerissen war. Nur ein Fang kam leider nicht zustande,
die Fische, wahrscheinlich Thuns, sind entkommen.
So gewannen wir doch einen ersten
Einblick in die wirkliche Karibik, nette Leute, aber alles vermüllt
und von Traumstränden bisher nichts zu sehen.
Es sollte weitergehen nach Bequia, aber
an der Nordspitze erwischte uns ein lang anhaltender Squall mit
heftigem Regen und viel zuviel Wind. Eines der neuen Solarpanele flog
dabei auch über Bord. Also entschloss ich Insel Insel sein zu lassen
und erstmal mit halbem Wind abzulaufen. Damit waren wir dann auch auf
einem guten Weg zur nächsten Insel, Canouan. Auch dort legten wir
uns an die Boje, die von einem netten Einheimischen angeboten wurde.
Aus Erfahrung klug geworden, fragten wir zuerst nach dem Preis. Der
war ok und die Boje gehörte ihm auch, was wohl nicht immer zutrifft.
Dort hat es uns eigentlich recht gut gefallen, so dass wir 3 Nächte
blieben. Leider waren die beiden letzten durch sehr starke Windböen
und einigen Schwell geprägt, ziemlich ungemütlich.
Von Canouan aus ist es nur ein kleiner
Sprung zu den Tobago Cays. Dabei handelt es sich um eine kleine
Inselgruppe, die unter Naturschutz steht. Deshalb muss man sowohl die
Boje bezahlen, als auch eine Übernachtungsgebühr zur Instandhaltung
des „Wasserparks“. Dort fanden sich zwar auch viele Yachten ein,
aber alle wussten auch, warum. Tatsächlich ist dort die Karibik wie
aus dem Katalog zu finden. Glasklares Wasser und schöne Sandstrände!
Wir blieben ein paar Tage,
schnorchelten und fuhren mit dem Schlauchboot umher, war wirklich
schön!!!
Da ich mir schon dachte, dass der
Rückweg Richtung Norden etwas beschwerlich werden würde, brachen
wir aber dann doch irgendwann auf. Diesmal liessen wir Bequia aber
nicht aus, sondern liefen in die Admirality Bay ein. Ziemlich voll
die große Bucht und leider auch schlechter Ankergrund. Der
Pflugscharanker wollte ums Verrecken nicht greifen, meine Kräfte
liessen auch schon nach, mehrfach Anker auf und wieder rein, alles
mit der Hand! Und dann wieder tauchen, zum Schluss wechselte ich noch
den Anker und er schien einigermaßen zu halten. Trotzdem hatten wir
uns am nächsten Morgen doch um ca. 50m nach hinten bewegt. Da wir
noch ein bisschen bleiben wollten, suchten wir einen anderen
Ankerplatz auf. Dort wars aber auch nicht besser. Fast entnervt,
beschlossen wir auch hier eine Boje zu nehmen. Im Führer wurde zwar
vor der Unzuverlässigkeit dieser gewarnt, aber eine Halbempfehlung
gab es doch, nämlich Daffodils Yacht Service. Nach dem Anfunken
desselbigen gings auch flott und ich hatte durchaus ein gutes Gefühl.
Der Buchtbereich ist sehr nett
gestaltet, mit Restaurants, Cafes und auch einigen gut sortierten
Supermärkten. Nur der Müll... Aber ansonsten überwog der positive
Eindruck.
Die Zeitplanung stimmte, deshalb nur
ein kleiner Trip hoch in die Blue Lagoon (St.Vincent). Man kommt zwar
kaum rein, hatten nur 20cm Wasser unterm Kiel, lagen aber drinnen sehr
geschützt und ansprechend. Allerdings schon fast Resortcharakter.
Und dann, Wallilabou Bay! Berühmt, als
Drehort von „Fluch der Karibik“ und berüchtigt wegen der
Kriminalität. 2016 wurde sogar ein Segler ermordet. Aber da es sich
deutlich gebessert haben sollte, riskierten wirs. Das Anlegen war
durchaus diffizil, erst mit dem Bug an die Boje und dann 100m
Heckleine zum Ufer. Aber wen wunderst, Hilfe war natürlich vielfach
vor Ort. Ein paar durchgeknallte, abgewrackte Typen kamen natürlich
auch, wahrscheinlich ganz harmlos, aber doch ein bisschen
befremdlich.
Einen Teil der Filmkulissen hat man
erhalten und das macht auch die Bay besuchenswert.
Und weiter gings, wieder Soufriere
zum...Klarieren. Für viel Geld hatte ich beim Leinenannehmer für
den nächsten Morgen ein Wassertaxi bestellt, er kam tatsächlich
pünktlich, hatte ja auch noch kein Geld gesehen. Die Dame vom
Immigration musste erst herbeitelefoniert werden, dafür hatte sich
dann inzwischen wenigstens schon eine kleine Schlange gebildet, muss
sich ja auch lohnen, wenn man sein Frühstück in der Arbeitszeit
unterbricht!
Die letzten 2 Tage mit Karin verbrachte
ich dann in der relativen Komfortzone der Marina „Le Marin“.
Duschen waren zwar kalt, aber mir macht sowas ja nichts. Und endlich
konnten wir mal wieder Essen gehen, bisschen teuer, aber von guter
Qualität. Sonst hatte uns uns Karin aufs Beste bekocht!!!
Der Abschied war natürlich
tränenreich, es sollen ja auch fast 20 Wochen bis zum Wiedersehen
vergehen. Das Taxi kam gerade noch rechtzeitig und brachte sie auf
den letzten Drücker zum Airport.