Montag, 28. Mai 2018

Fajal/Horta 1

Horta

Der erste Tag in diesem Ort auf der Insel Fajal ist der Batteriensuche gewidmet. Kaum will ich mich aufmachen, steht Harry aus Herten auf der Pier. Er lebt seit 10 Jahren hier und hat sich ein kleines Unternehmen aufgebaut, dass vielfältige Reparaturen an Schiffen anbietet. Auf die Frage, wo es denn wohl passende Batterien gäbe, kommt die Antwort.“ Steig in mein Auto, ich fahre dich ins Industriegebiet nach Santa Barbara“. Dort finden wird einen super sortierten Shop, der Werkzeuge, hauptsächlich aus Deutschland und etliches andere mehr anbietet. Tatsächlich sind die gleichen Batterien, die ich habe, vorrätig. Der Preis ist zwar deutlich höher als zuhause, aber ich brauch sie halt. Nur die Bezahlung mit der Kreditkarte klappt nicht. Da aber sowieso die alten zurückgebracht werden sollen, geht’s wieder in die Marina. Erst mal Cash am Automaten gezogen, dann die Batterien ausgebaut und jeweils 30Kg über's andere Boot auf die Pier geschleppt. Ein Taxi ist schnell gefunden und der sehr nette Fahrer hilft beim Einladen und fährt mich den Berg rauf. Auch dort ist er behilflich beim Aus- und Einladen, schüttelt zwar den Kopf ob des hohen Preises, aber fährt mich zurück bis auf die Pier neben mein Boot. Für diesen Service verlangt er glatt 10€!!!
15 bekommt er und der Wiedereinbau kann beginnen. Eine Sorge weniger!
Da Horta DER Anlaufpunkt oder Zwischenstopp für viele Segler auf der Atlantikrunde oder nach Weltumsegelungen ist, ist hier wirklich einiges los. U.A. liegen zwei Großsegler hier, die Gunila, woher wohl? und die Osterschelde aus Holland auf der Rückreise von den Bermudas. Ein netter Herr von dem holländischen 3Master spricht mich auf meine Windsteueranlage an, da er selbst in Südafrika ein Boot liegen hat. Wir kommen auf dem Brummer ins Gespräch. Er ist gebürtiger Österreicher und lebt seit 1972 in Südafrika. Nachdem der für ein paar Jahre in Köln LKWs gefahren hatte, wurde er Busfahrer in Südafrika. Danach baute er ein Fuhrunternehmen auf, dass er inzwischen verkauft hat. Mit einem Freund zusammen haben sie 4 Wochen auf dem Traditionsschiff gebucht und fahren die komplette Route bis Holland mit. Aber trotz 800€/Woche müssen ALLE an Bord mit anpacken. Es gibt keine einzige Winsch ausser für den Anker, alleine fürs Setzen eines Segels braucht es 6 Personen! Ich glaub, er hat's ein klein wenig bereut, mehr als die üblichen 14 Tage mitzusegeln. Aber das Schiff ist schon der Hammer. 100 Jahre alt und komplett restauriert, aber stilecht. Alleine die Messe ist eine Augenweide. Was E. allerdings über Südafrika erzählte, war nicht schön, die Kriminalität nimmt immer mehr zu und auch parapolizeiliche Einheiten sind wohl drin verwickelt. Einer seiner Söhne wurde im Rahmen seiner dritten! Entführung ermordet. Die Schilderung ist mir doch sehr ans Herz gegangen.
Aber Horta ist ne Wucht! Auch wenn ich mich fast in Flores verliebt habe, in die Insel wohlgemerkt, bietet Fajal natürlich bei ca. 15000 Einwohner deutlich mehr. Einkaufen und Essen gehen, oder auch nur ein Bier trinken, sind billig. Ländliche Anwesen im Fincastil mit 2000m² sind für 150-200000€ zu haben. Der nächste Portugiesischkurs an der VHS ist meiner!
Kleine Randbemerkung: Vielleicht sollte sich das Etienne mal einen portugiesischen Architekten an Land ziehen, ich meine ja nur... (für Insider!)



Sonntag, 27. Mai 2018

Flores-Horta

23.5.

1130: Ablegen Lajes
Der Versuch, unter Segeln voranzukommen, gelingt erst mal nicht, also den guten Volvo an! Diesel hab ich genug für die ganze Strecke nach Horta. Dann doch noch'n Versuch. Mit leichten westlichen Winden geht mit 4kn die Post ab.
Aber Flores will mich wohl nicht ziehen lassen. Während ich schlummere, dreht der Wind zügig auf NNE und dann auch gleich mit 28kn. Bis ich das gemerkt habe, hat Förthi schon den Rückweg nach Flores angetreten. Nach einer Wende bin ich wieder auf Kurs, aber sehr ungemütlich, weil sich schnell Wellen aufgebaut haben. In der Nacht kann ich auch nicht ausreichend Höhe laufen, da Förthi immer durch eben genannte Wellen aus dem Konzept gebracht wird. Von Hand geht’s aber auch nicht besser. In dieser Nacht tatsächlich alle 20min auf und den Rundumblick gemacht, habe aber nur 2 Fischerboote (ohne AIS!) gesehen.
Im Morgengrauen kann man Fajal schon erahnen. Die Höhe, die ich in der Nacht verloren habe, rächt sich jetzt. So würde ich an Fajal und sogar Pico vorbeibrettern.
Lösung? Klassisch aufkreuzen, bei der Welle ein ganz schlechter Wendewinkel.
„Dänisch“ aufkreuzen! Mit Motor und Segeln etwas mehr Höhe herausschinden, als nur unter Segeln möglich wäre.
Kurz vor der Insel zeigen sich viele Delfine und auch 2 „weiße Wale“. Später erfahre ich, dass es sich dabei um Rundkopfdelfine handelt, die auch recht aggressiv untereinander sind. Auf jeden Fall geben die Narben ihnen ein unverwechselbares Aussehen
So komme ich doch zeitgerecht in Horta/Fajal an. DER Hafen für alle Atlantikfahrer oder/und Weltumsegler.
Muss dort zweimal anlegen, einmal um zur Capitaneria zu gelangen und um einen Liegeplatz anzufragen und das zweite Mal, um bei einem Holländer ins „Päckchen“ zu gehen. Die Marina ist nämlich eigentlich voll, aber dank guter Organisation geht doch noch was. Das holländische Paar neben mir ist seit 10! Jahren unterwegs, rund um die Welt und überall auch länger geblieben. Das Ganze mit einem komplett selbstgebautem Schiff, welches aber durchaus ein sehr guten Eindruck macht.

Flores

Flores 17.5.-23.5.

Am Pfingstsonntag zuerst einmal die einzige offene Bar aufgesucht, die auch noch einen Wifi-Zugang bietet. Just to please you and me!
Danach bin ich am Gemeindesaal der Kirche vorbeigekommen und wurde sofort hereingewunken, um an der traditionellen „Armenspeisung“ teilzunehmen. Es gab eine Kalbssuppe mit viel Brot darin und zusätzlich massenhaft Kalbfleisch auf Platten. War wirklich lecker! Den Nachtisch in Form von süßem Reis musste ich dankend ablehnen. Es ist wohl Tradition, dass in einigen Ortschaften kostenloses Essen an manchen Tagen ausgegeben wird. Die Gäste, ausschliesslich Einheimische, wirkten aber durchaus nicht bedürftig. Kurz darauf konnte ich noch das Zuwasserlassen eines besegelten Walfangschiffes beobachten. Cooles Teil, alles aus Holz, vielleicht ein paar Metallnägel oder Nieten, das wars's. Aber damit auf Moby Dick loszugehen, will ich mir gar nicht vorstellen.









Die schönen Tage auf Flores gehen dann doch zu Ende, aber ein bisschen wandern war auch noch drin. 
Zwischenzeitlich gab es noch eine Einladung auf das benachbarte französische Boote zum „Schnapstrinken“. Da ein Elsässer dabei war, konnte man sich sogar verständigen. Der Skipper Thomas sprach auch ganz gut englisch. Aber es kamen immer mehr Franzosen dazu, auch ein paar Weltumsegler, so dass die Unterhaltung ins Stocken geriet. Trotzdem ein netter Abend!

Sonntag, 20. Mai 2018

Antigua-Azoren/Flores


Bin nach 26 Tagen auf den Azoren angekommen. Nicht wirklich rekordverdächtig, aber ich bin ja auch bei ungünstigen Winden fast immer gesegelt, teilweise nur mit 2,5kn.

Wie gehabt, das Logbuch ungekürzt und nichts beschönigt!

21.4.

0800: Anker auf Jolly Harbour Bucht/Antigua. Mit großem Kraftaufwand, da doch der Wind schon aufgefrischt hat. Und aufgeschürfte Knöchel gab's noch dazu!
Sobald wie möglich 50° an den Wind, leider zeigt sich, dass ich Barbuda doch nicht an der Ostseite passieren kann. Also muss die erkämpfte Höhe wieder preisgegeben werden, aber ich geniesse ein paar Stunden Wellenruhe. Ab der Nordspitze wieder an den Wind. Nicht wirklich gemütlich und nach Osten komme ich auch nicht.
1830: Steuerleine Förthi gerissen, ersetzt. Kurs über Grund (COG) 25°, später dann nur noch 10°

22.4

Förthi und Sargassum werden keine Freunde! Auch in der Nacht mehrfach das Schwert von den fiesen Algen befreit. Gut, dass Elli wieder auf dem Damm ist und zwischendurch ein bisschen aushelfen kann. Bis Mittag eher mäßiger Wind aus E, dann Durchzug einer dicken Regenfront. Hatte zwar kein Shampoo zur Hande, aber für eine erfrischende Dusche reichte es. Dann Wind 25kn aus E. Die ersten beiden Tage haben schon gezeigt, dass dauernd am Wind zu segeln schon anstrengend ist. Öfter muss mal gerefft werden und da jetzt Groß und Genua zu bändigen sind, doppelte Arbeit, kein Vergleich mit der Hinfahrt! Die Schräglage ist zwar stabil, wenn nur nicht immer dies Schlaglöcher wären. Dann geht’s schon mal 1-2m im freien Fall und dann „rummsdich“!! Z.Zt. gehen auch 20-30° COG, aber irgendwann muss ein Winddreher kommen, sonst lande ich noch in Neufundland, soll ja auch schön sein.

23.4

Unruhige Nacht, Wind 25-30kn E, erst in den Morgenstunden fest geschlafen.
0700: Wind „etwas“ südlicher, kann schon 45° fahren. Insgesamt Wind abnehmend, kann endlich mal wieder Vollzeug setzen. Trotzdem bleibt der Wind eher E, also nur nördlicher Kurs möglich.
1400: Wieder Steuerleine gerissen, ersetzt. Vor Sonnenuntergang wird geduscht und dann die letzte Weißkohlkonserve, da habe ich mich schon lange drauf gefreut!
Gedanken über die weitere Route: Vielleicht doch amerikanisches Festland, z.B. New York? Wohl eher Spinnerei, obwohl, in 12 Tagen könnte ich da sein...

24.4.

Ereignisarmer Tag, unter Vollbesegelung 40° am Wind, Kurs ca. 25°, immer noch zu wenig. Aber da angenehm bei wenig Welle, nicht klagen! Hab mir ein System überlegt, um die Fallen nachzuspannen, man lernt halt nie aus! Ein zusätzlicher Umlenkblock am Mastfuß, dann das Fall über die Genuaschiene zur Winsch.

25.4

Irgendwas ist doch immer. Musste heute Nacht reffen und habe dabei das Gurtband der Sprayhood mit in die Winsch gezogen. Der Klügere gab nach! In diesem Fall nur die Nähte, nochmal gut gegangen. Ruhiger Tag, angenehmes Segeln.

26.4

Die Nacht war ok, zum Morgen dann mehrfach Regenfronten mit böigem Wind, musste dementsprechend häufig ein- und ausreffen. Ab Mittag wieder ruhiger. Förthis Hauptleine sollte wohl auch mal wieder gewechselt werden. Kaum war der Gedanke da, schon riss das Ding.

27.4.

Wenig Wind, aber immer noch Welle, eine Wolke am Himmel. An Lebewesen nur ein toter fliegender Fisch und 2 Vögel.
Sonne, blaues Meer, was will man mehr?

28.4.

In der Nacht mehrfach Genua backstehend, wahrscheinlich hat bei leichtem Wind eine Welle den Bug rumgedrückt. Unter Maschine geht’s wieder auf alten Kurs.
Morgens dann tatsächlich Wind ESE 20-25kn, also schon etwas günstiger. Aber die Welle! Der Brummer beißt sich dann schon mal gerne fest und es knallt ganz ordentlich. Eine Woche unterwegs und immer noch 1600sm und die auch nur bei direktem Kurs. Davon kann allerdings z.Zt. noch keine Rede sein, 3 Wochen scheinen mir jetzt illusorisch. Und wir schieben natürlich auch richtig Lage. Das BB-Rumpffenster ist ein wenig undicht und macht etwas Wasser. Alle paar Stunden wechsel ich die Tücher aus, die ich in den Rahmen gestopft habe.
Lese wie immer viel, im Moment wieder den Erdmann „Die magische Route“. Sicher schon zum 3. oder 4.Mal. Hut ab vor dieser Leistung! Nicht dem Lesen, sondern der Fahrt!
Ab Mittag Wind abnehmend, 15-20kn, aber abends...und in der Nacht.... zunehmend bis 30kn ESE, wie immer mit ekliger Welle.

29.4.

8.Tag auf See. Morgens beruhigt sich die ganze Chose wieder etwas, kann auch 80° laufen. Das erste Mal seit langer Zeit Kopfschmerzen, ist doch viel Anspannung im Spiel. Auf der Passatroute wusste man wenigstens immer, woher der Wind kommen würde. Auch die Winddaten, von Karin auf's Sat-Phone übermittelt, beruhigen nicht wirklich.

30.4.

Immer noch Am-Wind-Kurs, der 9.Tag auf der linken Backe, Wange, Bug, ziemlich ermüdend. Die Toilette ist dann zeitweise auch kaum zu benutzen, ich muss mit kostbarem Süßwasser nachspülen. Das Wetter ist weiterhin freundlich mit viel Sonne. Nur in den Nächten wird’s schon kühler, das Plumeau ist schon eingezogen! Heute Nacht ist der Kurzzeitwecker verreckt, was soll's, hab ihn eh meistens überhört. Förthi frisst im Moment Leinen wie andere Chips. Irgendwie ist die Umlenkung nicht ganz ok, die Leinen schamfilen (schönes Wort?) zu stark.

1.5.

Nachts in Etappen gut geschlafen, Förthi hält uns sicher auf Kurs. Fahre aber auch immer nachts im 1. Reff, sicher ist sicher. Morgens wird's dann fast immer für 1-2h sehr kabbelig, warum? Vielleicht hat der Sonnenstand doch Einfluss auf die Wellen? Glücklicherweise immer noch sonnig und warm, richte mich aber gedanklich schon auf was anderes ein.

2.5.

Wenig Wind SE-SSE, gemächliche Fahrt, ganz angenehm.
1620: Kein Wind mehr, Motor an. Da jetzt Strom im Überfluss, werfe ich den Lötkolben an und repariere die „Eieruhr“. Drinnen ist ein Drähtchen abgebrochen und lässt sich tatsächlich wieder anlöten.
1 Schritt vor und 2 zurück! Elli ist wieder ausgefallen. Eine Reparatur auf See scheint mir sinnlos, also Motor aus und mit 2-3kn dahindümpeln. Sch...!!!

3.5.

Morgens wirklich Null Wind, Motor an. Ohne Elli schwierig, da selbst bei festgestelltem Ruder trotzdem alle 2-3min nachkorrigiert werden muss. Ansonsten wären es ideale Bedingungen für einen Putz- und Flicktag. Ein bisschen geht aber und ist auch notwendig. Ein Schäkel des Rollreffs hat sich komplett verabschiedet und wird ersetzt. Der Schäkel der Großschot am Traveller ist verbogen und hängt am seidenen Faden, auch ersetzt. Alle anderen Schäkel mit der Kombizange nachgezogen.
Im Laufe des Tages kommen häufig „Portugiesische (oder spanische?) Galeeren", eine Quallenart mit einem Luftsack (segelförmig) auf dem Kopf, vorbeigeschwommen. Sehen schon witzig aus.
Flaute und Motoren ohne Elli richtig Kacke!!! Halte bis 0300 durch, dann den Brummer sich selbst überlassen (treiben).

4.5.

0630: Kein Wind, Stehsegeln. Nach der Sch...nacht erst mal ausgiebiges Frühstück. Dann fasse ich mir ein (mein) Herz und baue Elli nochmal aus, hat auch nur ne Stunde gedauert, gewusst wie! Ein Anschlussdraht an der Magnetspule war abgebrochen. Dank Inverter kann ich löten und hab's wohl hingekriegt!? Insgesamt dauerte es aber dann doch mehr als 3 Stunden.
Kurz darauf ein USO (unbekanntes schwimmendes Objekt), eine große gelbe Tonne mitten im Atlantik. Abfall oder doch eine Messboje? Da hätte ich gut und gerne nachts draufbrettern können...
Etwas Wind hat's dann auch noch, kann allerdings nur 100-120° anlegen, aber soviel Diesel um bis zu den Azoren zu kommen, hab ich natürlich nicht.

5.5.

In der Nacht 4h motort und 4 gesegelt.
0740: kein Wind, Motor an,dann wieder ne Stunde segeln, usw.
3 ominöse Schiffe hinter mir. Kein AIS, Walfänger?. Meinen auch einen in der Ferne springen zu sehen...Es sind wohl doch nur zwei Fischtrawler mit ihrem Mutterschiff, der Fischstäbchenfabrik.
Es muss gesegelt werden, wenn auch mit wenig Wind, hilft ja nix.
Bin schon 14 Tage unterwegs, wo bleibt die Zeit? Aber sind ja auch noch etliche Tage, je nach Wind.

6.5.

Seit 20h unter Segeln, hoffentlich läuft's weiter so, hab nämlich wahrscheinlich noch für ca. 200sm Diesel, muss also haushalten.
Seit ein paar Tagen sind morgens und abends lange Hose und Pulli angesagt, 23° ist ja auch kalt!? Tagsüber ist es dank Sonne dann wieder ausreichend warm. Beim Rumturnen im Schiff bei Schräglage fällt mir auf, wie ergonomisch der Brummer doch innen gestaltet ist. Überall abgerundete Ecken und es findet sich immer eine Festhaltemöglichkeit. Selbst der Toilettengang ist durchführbar. Danke Bavaria!!
Noch 860sm, ist schon happig, dem Zeitplan hinke ich auf jeden Fall hinterher.

7.5.

In der Nacht bis 20kn Wind, musste sogar noch reffen..Leider eher östlich, weiter aufkreuzen und das bei 860sm to go, boring!!! Wenn das mal dann nicht noch 14 Tage so weiter geht...
Zuerst geht die Schokolade aus, dann der Kaffee und der Wein, buäh. Ach, die Plätzchen müssen auch rationiert werden.
Der Gedanke an meine großen Vorbilder, die Weltumsegler, baut mich auch nicht wirklich auf.
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Zwischenbemerkung:
Was ist der Klaus denn so?
Frühstück: 2 Scheiben Dosenbrot mit Käse und Marmelade, manchmal auch 1 Ei, gekocht oder gerührt.
Im Laufe des Tages ein paar Plätzchen und ein Multivitamindrink.
Abends wird gekocht:
Nudeln mit Gulasch, falls noch vorhanden
Nudeln con alio olio
Nudeln mit Tomatensoße
Nudeln mit nem Ei druntergerührt
Bratkartoffeln, wenn welche da sind
Herzhafte Pfannkuchen mit Salami und Käse
Kalte oder warme Würstchen
Reis mit Sch...(+Erbsen+Cornedbeef)
Ravioli aus der Dose
Ratatouille aus der Dose, französisch, gar nicht mal so übel
Chili con Cornedbeef (nicht lecker, nur sättigend)

Alles natürlich immer gut gewürzt, auch mit Chili, dann geht das schon!
Aber nicht alles der Karin verraten!
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Und woher kommt das Wasser in der Bilge?? Bin schon in allen Kompartimenten des Bootes rumgekraucht und kann nichts finden, irgendwie unbefriedigend.

8.5.

Erstmalig in der Nacht bei 22° kalte Füße gehabt, das Temperaturempfinden ist doch noch arg verschoben.
30sm/24h zum Ziel geschafft, dann sind's ja nur noch 20 Tage!
Elli hat es auch mal wieder gerissen...
Der Ausbau dauerte diesmal nur eine halbe Stunde, Übung macht halt den Meister! Ohne Belastung war alles ok, also wieder eingebaut. Funktioniert aber nicht. Alles durchgemessen, eigentlich...
Wieder Ausbau und tatsächlich schon wieder ein Wackelkontakt, da eines der Kupferlackdrähtchen (auch ein schönes Wort!?) gebrochen ist. Totalschaden oder neue Spule? Eine leere hab ich ja noch, dank Nicky.
Wind auch gegen mich, komme den Azoren einfach nicht näher.

9.5.

0900 UTC: Kurs 130° (müsste eigentlich 80 sein), 40sm/24h zum Ziel zurückgelegt. Danach geht’s bei Leichtwind wieder stundenlang nach Norden.
Die Generalüberholung von Elli mit neu gewickelter Spule steht an! Mit der Heißluftpistole, Schraubendreher und Taschenmesser geht es der „alten“ Spule (ist doch erst die 2.) an die Innereien.
Muss aufpassen, dass ich mir nicht die Flossen verbrenne. Aber wozu gibt es die Ankerhandschuhe?
Die Alte ging ganz gut raus und die Neue wurde in großer Fleißarbeit gewickelt. Jetzt muss ich eine Lösung finden, dass die Anlötstellen mit unter die Versiegelung kommen, sonst ist der nächste Kabelbruch vorprogrammiert. Erwähnte ich es schon, dass das Ersatzteil ca. 600€ und der Komplettmotor ca. 3500€ kosten soll?,
Auch heute bleibt der Wind ENE, da wo ich hin will. Also weiter gaaanz lange Kreuzschläge.

10.5

Wieder 30sm/24h geschafft, also noch 3 Wochen...
Die Batterien, hauptsächlich eine, schwächeln zunehmend und da 0600UTC auch kein Wind, fällt die Entscheidung leicht, den Jockel anzuschmeissen. Nach 2h keine Lust mehr, lass mich einfach bei spiegelglattem Atlantik treiben. Selbst die segelnden Quallen sind schneller. Nur Sturm ist schlimmer, besser mal nicht herbeireden! So kann ich mich weiter Elli widmen und die Spule einsetzen und mit Epoxy vergiessen. Gut, dass es den katholisch (kardanisch) aufgehängten Herd gibt, so bleibt alles in der Waagerechten.
1600UTC: Kaum noch dran geglaubt, es kommt Wind auf und wie! Mit Maximalgeschwindigkeit preschen wir über das Wasser. Cool, dass sich noch keine Wellen gebildet haben. Wenn die Rumpffenster ins Wasser eintauchen, ist eigentlich Zeit zu reffen, aber erstens läuft's grad so schön und zweitens müsste ich mir ne Bux anziehen.  Nackelig segeln ist ok, aber bei der Segelarbeit herrscht Anstand! Ich mach das hauptsächlich, um nicht unnötig Kleidung zu verschwitzen...
Bilder folgen in Kürze...

11.5

85sm/24h!
Bis zum Morgen gutes Segeln, dann Windstille.
Elli wieder zusammengebaut und Motor an. Seit ein paar Stunden funktionierts, aber soweit war ich schon mal. Ein Brotbackversuch misslingt, war hart aussen und innen kletschig. Wird aber trotzdem gegessen!
Die Nacht sehr schwachwindig unterwegs, Förthi konnte so gerade eben noch irgendeinen Kurs halten. Ansonsten war sie geprägt von dem Batterieproblem. Beide Verbraucherbatterien sind Fratze. Also nur noch Positionsleuchten an und sonst nichts, leider dann auch kein AIS!!

12.5.

65sm/24h...
Dank Solar kann tagsüber der Kühlschrank laufen und alle Kleingeräte geladen werden. Schwacher Trost, aber immerhin. Und Segeln ist auch heute wieder möglich.

13.5.

91sm/24h!!! Noch 334sm bis Flores
Sehr ruhige Nacht mit angenehmer Fahrt unter Segeln.
0400UTC: 2 Stunden motoren für die Restkapazität der Batterien, dann 3 Stunden dahindümpeln und wieder 3 Stunden jockeln. Das Tageskontingent Diesel, welches ich mir auferlegt habe, ist damit erschöpft, also weiter mit flappenden Segeln in der Dünung dahinrollen, nervig³!
Heute mal wieder Wale gesehen, waren aber sehr weit weg. Mein 2. Albtraum nach den unseligen USOs, auch davon wieder eins gesichtet, 2 Bojen mit einem Tau verbunden. Möglicherweise eine losgerissene Mooringboje. Im Nachhinein bereue ich es, die Leine nicht durchgeschnitten zu haben. Wenn da jemand mit der Schraube reinkommt...
Die Angst vor den Walen ist nicht unbegründet, einige Ruderbrüche werden berichtet und eine verlorengegangene Segelyacht samt Skipper 2016 gehen wohl auch auf ihr Konto.
Willy soll mal schön im Sealife bleiben!
Neben den immer häufiger werdenden „Galeeren“ gibt’s auch schon mal eine Schildkröte zu begucken.

14.5

61sm/24h... 273sm bis Flores
Ganz gemütlich (2,5-3kn) über glatte See geschippert, für die Nacht sehr angenehm. 2 Schiffe fast auf Parallelkurs, Richtung Horta??
Bis zum Nachmittag schönes Segeln, dann wieder die in jeder Welle schlagenden Segel, zermürbend. Vielleicht doch lieber Motorboot fahren?
Seit langer Zeit begleiten mich mal wieder ein paar Delfine, sie scheinen doch eher zu kommen, wenn die Maschine läuft.

15.5.

186sm bis Flores
Ruhige Nacht mit gemächlicher Fahrt, habe deshalb auch quasi verschlafen. Leichtsinnig? Ja! Ohne AIS-Alarm und möglicherweise zunehmendem Schiffsverkehr...
1300UTC: Tatsächlich die erste Segelyacht seit 3 Wochen gesichtet. Fährt aber etwas östlicheren Kurs.
Die Empfindungen zum Ende dieser Überfahrt sind mal wieder zwiespältig. Natürlich bin ich froh bald anzukommen, aber die sonnigen Tage, ich betone TAGE, bei leichtem Wind auf blauem Wasser, werden mir fehlen. Die Nächte eher weniger. Es gab zwar meistens tollsten Sternenhimmel, aber die Unsicherheit aufgrund der Tatsache nicht ausreichend Wache gehen zu können, trübten die Freude daran.
Wer Interesse hat an den Gedanken und Gefühlen „richtiger“ Langzeitsegler, dem sei das Buch von Wilfried Erdmann „Die magische Route“ empfohlen. Schonungslos und gefühlsecht! Kann auch bei mir ausgeliehen werden.
Aber was hatte ich für ein Schwein mit dem Wetter!
Jeden Tag Sonnenschein, das kann um diese Zeit in diesen Breiten auch anders sein. Sturmtiefs um die Azoren sind da keine Seltenheit, toi,toi,toi!!! Der Wind, na ja...
Entweder kräftiger Wind von vorne, oder schwacher aus der richtigen Richtung, oder gar keiner.
1900UTC: Und wieder das nachmittägliche Segelgerappel. Der Wind schläft ein und die Wellen übernehmen das Kommando.

16.5.

Flores 102sm
Konnte in der Nacht doch noch segeln, zwar langsam, aber es geht voran.
Morgen sollte der Landfall erfolgen, auch bei langsamer Fahrt ist ein Ankommen tagsüber sehr wahrscheinlich. Heute Nacht kühlte es übrigens bis 20° im Schiff runter, bibber!
Wieder ein USO, das ich mir aber genauer beschauen wollte. Es handelt sich um eine Rettungsweste! Da wird einem ganz blümerant zumute. Ich halte die Position fest und mache ein paar Fotos. Wahrscheinlich schwimmt sie schon etwas länger dort, hat schon einiges an Bewuchs angesetzt. Ich glaube nicht, dass ein Seenotfall vorgelegen hat, möglicherweise ist sie nur einfach so über Bord gegangen...
Bei jetzt schwachem achterlichen Wind ist kein Vorankommen. Da ich vorher sehr sparsam mit dem Diesel umgegangen bin, kann auch wieder großzügig motort werden.

17.5.

Bin die ganze Nacht unter Motor gefahren, gut geschlafen, da alle Instrumente inkl. AIS laufen konnten.
0900UTC: Ankunft Lajes/Flores!
Super schnuckelig, die ganze Insel hat nur 3800 Einwohner. Der junge Hafenmeister spricht perfekt englisch, hat sich das als Kind mit Computerspielen angeeignet, cool wa?
Einen Supermercado gibt’s auch, 20min den Berg rauf. Gut sortiert und preiswert (Portugal lässt grüßen!)