Bin nach 26 Tagen auf den Azoren
angekommen. Nicht wirklich rekordverdächtig, aber ich bin ja auch
bei ungünstigen Winden fast immer gesegelt, teilweise nur mit 2,5kn.
Wie gehabt, das Logbuch ungekürzt und
nichts beschönigt!
21.4.
0800: Anker auf Jolly Harbour
Bucht/Antigua. Mit großem Kraftaufwand, da doch der Wind schon
aufgefrischt hat. Und aufgeschürfte Knöchel gab's noch dazu!
Sobald wie möglich 50° an den Wind,
leider zeigt sich, dass ich Barbuda doch nicht an der Ostseite
passieren kann. Also muss die erkämpfte Höhe wieder preisgegeben
werden, aber ich geniesse ein paar Stunden Wellenruhe. Ab der
Nordspitze wieder an den Wind. Nicht wirklich gemütlich und nach
Osten komme ich auch nicht.
1830: Steuerleine Förthi gerissen,
ersetzt. Kurs über Grund (COG) 25°, später dann nur noch 10°
22.4
Förthi und Sargassum werden keine
Freunde! Auch in der Nacht mehrfach das Schwert von den fiesen Algen
befreit. Gut, dass Elli wieder auf dem Damm ist und zwischendurch ein
bisschen aushelfen kann. Bis Mittag eher mäßiger Wind aus E, dann
Durchzug einer dicken Regenfront. Hatte zwar kein Shampoo zur Hande,
aber für eine erfrischende Dusche reichte es. Dann Wind 25kn aus E.
Die ersten beiden Tage haben schon gezeigt, dass dauernd am Wind zu
segeln schon anstrengend ist. Öfter muss mal gerefft werden und da
jetzt Groß und Genua zu bändigen sind, doppelte Arbeit, kein
Vergleich mit der Hinfahrt! Die Schräglage ist zwar stabil, wenn nur
nicht immer dies Schlaglöcher wären. Dann geht’s schon mal 1-2m
im freien Fall und dann „rummsdich“!! Z.Zt. gehen auch 20-30°
COG, aber irgendwann muss ein Winddreher kommen, sonst lande ich noch
in Neufundland, soll ja auch schön sein.
23.4
Unruhige Nacht, Wind 25-30kn E, erst in
den Morgenstunden fest geschlafen.
0700: Wind „etwas“ südlicher, kann
schon 45° fahren. Insgesamt Wind abnehmend, kann endlich mal wieder
Vollzeug setzen. Trotzdem bleibt der Wind eher E, also nur nördlicher
Kurs möglich.
1400: Wieder Steuerleine gerissen,
ersetzt. Vor Sonnenuntergang wird geduscht und dann die letzte
Weißkohlkonserve, da habe ich mich schon lange drauf gefreut!
Gedanken über die weitere Route:
Vielleicht doch amerikanisches Festland, z.B. New York? Wohl eher
Spinnerei, obwohl, in 12 Tagen könnte ich da sein...
24.4.
Ereignisarmer Tag, unter Vollbesegelung
40° am Wind, Kurs ca. 25°, immer noch zu wenig. Aber da angenehm
bei wenig Welle, nicht klagen! Hab mir ein System überlegt, um die
Fallen nachzuspannen, man lernt halt nie aus! Ein zusätzlicher
Umlenkblock am Mastfuß, dann das Fall über die Genuaschiene zur
Winsch.
25.4
Irgendwas ist doch immer. Musste heute
Nacht reffen und habe dabei das Gurtband der Sprayhood mit in die
Winsch gezogen. Der Klügere gab nach! In diesem Fall nur die Nähte,
nochmal gut gegangen. Ruhiger Tag, angenehmes Segeln.
26.4
Die Nacht war ok, zum Morgen dann
mehrfach Regenfronten mit böigem Wind, musste dementsprechend häufig
ein- und ausreffen. Ab Mittag wieder ruhiger. Förthis Hauptleine
sollte wohl auch mal wieder gewechselt werden. Kaum war der Gedanke
da, schon riss das Ding.
27.4.
Wenig Wind, aber immer noch Welle, eine
Wolke am Himmel. An Lebewesen nur ein toter fliegender Fisch und 2
Vögel.
Sonne, blaues Meer, was will man mehr?
28.4.
In der Nacht mehrfach Genua
backstehend, wahrscheinlich hat bei leichtem Wind eine Welle den Bug
rumgedrückt. Unter Maschine geht’s wieder auf alten Kurs.
Morgens dann tatsächlich Wind ESE
20-25kn, also schon etwas günstiger. Aber die Welle! Der Brummer
beißt sich dann schon mal gerne fest und es knallt ganz ordentlich.
Eine Woche unterwegs und immer noch 1600sm und die auch nur bei
direktem Kurs. Davon kann allerdings z.Zt. noch keine Rede sein, 3
Wochen scheinen mir jetzt illusorisch. Und wir schieben natürlich
auch richtig Lage. Das BB-Rumpffenster ist ein wenig undicht und
macht etwas Wasser. Alle paar Stunden wechsel ich die Tücher aus,
die ich in den Rahmen gestopft habe.
Lese wie immer viel, im Moment wieder
den Erdmann „Die magische Route“. Sicher schon zum 3. oder 4.Mal.
Hut ab vor dieser Leistung! Nicht dem Lesen, sondern der Fahrt!
Ab Mittag Wind abnehmend, 15-20kn, aber
abends...und in der Nacht.... zunehmend bis 30kn ESE, wie immer mit
ekliger Welle.
29.4.
8.Tag auf See. Morgens beruhigt sich
die ganze Chose wieder etwas, kann auch 80° laufen. Das erste Mal
seit langer Zeit Kopfschmerzen, ist doch viel Anspannung im Spiel.
Auf der Passatroute wusste man wenigstens immer, woher der Wind
kommen würde. Auch die Winddaten, von Karin auf's Sat-Phone
übermittelt, beruhigen nicht wirklich.
30.4.
Immer noch Am-Wind-Kurs, der 9.Tag auf
der linken Backe, Wange, Bug, ziemlich ermüdend. Die Toilette ist
dann zeitweise auch kaum zu benutzen, ich muss mit kostbarem
Süßwasser nachspülen. Das Wetter ist weiterhin freundlich mit viel
Sonne. Nur in den Nächten wird’s schon kühler, das Plumeau ist
schon eingezogen! Heute Nacht ist der Kurzzeitwecker verreckt, was
soll's, hab ihn eh meistens überhört. Förthi frisst im Moment
Leinen wie andere Chips. Irgendwie ist die Umlenkung nicht ganz ok,
die Leinen schamfilen (schönes Wort?) zu stark.
1.5.
Nachts in Etappen gut geschlafen,
Förthi hält uns sicher auf Kurs. Fahre aber auch immer nachts im 1.
Reff, sicher ist sicher. Morgens wird's dann fast immer für 1-2h
sehr kabbelig, warum? Vielleicht hat der Sonnenstand doch Einfluss
auf die Wellen? Glücklicherweise immer noch sonnig und warm, richte
mich aber gedanklich schon auf was anderes ein.
2.5.
Wenig Wind SE-SSE, gemächliche Fahrt,
ganz angenehm.
1620: Kein Wind mehr, Motor an. Da
jetzt Strom im Überfluss, werfe ich den Lötkolben an und repariere
die „Eieruhr“. Drinnen ist ein Drähtchen abgebrochen und lässt
sich tatsächlich wieder anlöten.
1 Schritt vor und 2 zurück! Elli ist
wieder ausgefallen. Eine Reparatur auf See scheint mir sinnlos, also
Motor aus und mit 2-3kn dahindümpeln. Sch...!!!
3.5.
Morgens wirklich Null Wind, Motor an.
Ohne Elli schwierig, da selbst bei festgestelltem Ruder trotzdem alle
2-3min nachkorrigiert werden muss. Ansonsten wären es ideale
Bedingungen für einen Putz- und Flicktag. Ein bisschen geht aber und
ist auch notwendig. Ein Schäkel des Rollreffs hat sich komplett
verabschiedet und wird ersetzt. Der Schäkel der Großschot am
Traveller ist verbogen und hängt am seidenen Faden, auch ersetzt.
Alle anderen Schäkel mit der Kombizange nachgezogen.
Im Laufe des Tages kommen häufig
„Portugiesische (oder spanische?) Galeeren", eine Quallenart mit
einem Luftsack (segelförmig) auf dem Kopf, vorbeigeschwommen. Sehen
schon witzig aus.
Flaute und Motoren ohne Elli richtig
Kacke!!! Halte bis 0300 durch, dann den Brummer sich selbst
überlassen (treiben).
4.5.
0630: Kein Wind, Stehsegeln. Nach der
Sch...nacht erst mal ausgiebiges Frühstück. Dann fasse ich mir ein
(mein) Herz und baue Elli nochmal aus, hat auch nur ne Stunde
gedauert, gewusst wie! Ein Anschlussdraht an der Magnetspule war
abgebrochen. Dank Inverter kann ich löten und hab's wohl
hingekriegt!? Insgesamt dauerte es aber dann doch mehr als 3 Stunden.
Kurz darauf ein USO (unbekanntes
schwimmendes Objekt), eine große gelbe Tonne mitten im Atlantik.
Abfall oder doch eine Messboje? Da hätte ich gut und gerne nachts
draufbrettern können...
Etwas Wind hat's dann auch noch, kann
allerdings nur 100-120° anlegen, aber soviel Diesel um bis zu den
Azoren zu kommen, hab ich natürlich nicht.
5.5.
In der Nacht 4h motort und 4 gesegelt.
0740: kein Wind, Motor an,dann wieder
ne Stunde segeln, usw.
3 ominöse Schiffe hinter mir. Kein
AIS, Walfänger?. Meinen auch einen in der Ferne springen zu
sehen...Es sind wohl doch nur zwei Fischtrawler mit ihrem
Mutterschiff, der Fischstäbchenfabrik.
Es muss gesegelt werden, wenn auch mit
wenig Wind, hilft ja nix.
Bin schon 14 Tage unterwegs, wo bleibt
die Zeit? Aber sind ja auch noch etliche Tage, je nach Wind.
6.5.
Seit 20h unter Segeln, hoffentlich
läuft's weiter so, hab nämlich wahrscheinlich noch für ca. 200sm
Diesel, muss also haushalten.
Seit ein paar Tagen sind morgens und
abends lange Hose und Pulli angesagt, 23° ist ja auch kalt!?
Tagsüber ist es dank Sonne dann wieder ausreichend warm. Beim
Rumturnen im Schiff bei Schräglage fällt mir auf, wie ergonomisch
der Brummer doch innen gestaltet ist. Überall abgerundete Ecken und
es findet sich immer eine Festhaltemöglichkeit. Selbst der
Toilettengang ist durchführbar. Danke Bavaria!!
Noch 860sm, ist schon happig, dem
Zeitplan hinke ich auf jeden Fall hinterher.
7.5.
In der Nacht bis 20kn Wind, musste
sogar noch reffen..Leider eher östlich, weiter aufkreuzen und das bei
860sm to go, boring!!! Wenn das mal dann nicht noch 14 Tage so weiter
geht...
Zuerst geht die Schokolade aus, dann
der Kaffee und der Wein, buäh. Ach, die Plätzchen müssen auch
rationiert werden.
Der Gedanke an meine großen Vorbilder,
die Weltumsegler, baut mich auch nicht wirklich auf.
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Zwischenbemerkung:
Was ist der Klaus denn so?
Frühstück: 2 Scheiben Dosenbrot mit
Käse und Marmelade, manchmal auch 1 Ei, gekocht oder gerührt.
Im Laufe des Tages ein paar Plätzchen
und ein Multivitamindrink.
Abends wird gekocht:
Nudeln mit Gulasch, falls noch
vorhanden
Nudeln con alio olio
Nudeln mit Tomatensoße
Nudeln mit nem Ei druntergerührt
Bratkartoffeln, wenn welche da sind
Herzhafte Pfannkuchen mit Salami und
Käse
Kalte oder warme Würstchen
Reis mit Sch...(+Erbsen+Cornedbeef)
Ravioli aus der Dose
Ratatouille aus der Dose, französisch,
gar nicht mal so übel
Chili con Cornedbeef (nicht lecker, nur sättigend)
Alles natürlich immer gut gewürzt,
auch mit Chili, dann geht das schon!
Aber nicht alles der Karin verraten!
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Und woher kommt das Wasser in der
Bilge?? Bin schon in allen Kompartimenten des Bootes rumgekraucht und
kann nichts finden, irgendwie unbefriedigend.
8.5.
Erstmalig in der Nacht bei 22° kalte
Füße gehabt, das Temperaturempfinden ist doch noch arg verschoben.
30sm/24h zum Ziel geschafft, dann
sind's ja nur noch 20 Tage!
Elli hat es auch mal wieder gerissen...
Der Ausbau dauerte diesmal nur eine
halbe Stunde, Übung macht halt den Meister! Ohne Belastung war alles
ok, also wieder eingebaut. Funktioniert aber nicht. Alles
durchgemessen, eigentlich...
Wieder Ausbau und tatsächlich schon
wieder ein Wackelkontakt, da eines der Kupferlackdrähtchen (auch ein
schönes Wort!?) gebrochen ist. Totalschaden oder neue Spule? Eine
leere hab ich ja noch, dank Nicky.
Wind auch gegen mich, komme den Azoren
einfach nicht näher.
9.5.
0900 UTC: Kurs 130° (müsste
eigentlich 80 sein), 40sm/24h zum Ziel zurückgelegt. Danach geht’s
bei Leichtwind wieder stundenlang nach Norden.
Die Generalüberholung von Elli mit neu
gewickelter Spule steht an! Mit der Heißluftpistole, Schraubendreher
und Taschenmesser geht es der „alten“ Spule (ist doch erst die
2.) an die Innereien.
Muss aufpassen, dass ich mir nicht die
Flossen verbrenne. Aber wozu gibt es die Ankerhandschuhe?
Die Alte ging ganz gut raus und die
Neue wurde in großer Fleißarbeit gewickelt. Jetzt muss ich eine
Lösung finden, dass die Anlötstellen mit unter die Versiegelung
kommen, sonst ist der nächste Kabelbruch vorprogrammiert. Erwähnte
ich es schon, dass das Ersatzteil ca. 600€ und der Komplettmotor
ca. 3500€ kosten soll?,
Auch heute bleibt der Wind ENE, da wo
ich hin will. Also weiter gaaanz lange Kreuzschläge.
10.5
Wieder 30sm/24h geschafft, also noch 3
Wochen...
Die Batterien, hauptsächlich eine,
schwächeln zunehmend und da 0600UTC auch kein Wind, fällt die
Entscheidung leicht, den Jockel anzuschmeissen. Nach 2h keine Lust
mehr, lass mich einfach bei spiegelglattem Atlantik treiben. Selbst
die segelnden Quallen sind schneller. Nur Sturm ist schlimmer, besser
mal nicht herbeireden! So kann ich mich weiter Elli widmen und die
Spule einsetzen und mit Epoxy vergiessen. Gut, dass es den katholisch
(kardanisch) aufgehängten Herd gibt, so bleibt alles in der
Waagerechten.
1600UTC: Kaum noch dran geglaubt, es
kommt Wind auf und wie! Mit Maximalgeschwindigkeit preschen wir über
das Wasser. Cool, dass sich noch keine Wellen gebildet haben. Wenn
die Rumpffenster ins Wasser eintauchen, ist eigentlich Zeit zu
reffen, aber erstens läuft's grad so schön und zweitens müsste ich
mir ne Bux anziehen. Nackelig segeln ist ok, aber bei der
Segelarbeit herrscht Anstand! Ich mach das hauptsächlich, um nicht
unnötig Kleidung zu verschwitzen...
Bilder folgen in Kürze...
11.5
85sm/24h!
Bis zum Morgen gutes Segeln, dann
Windstille.
Elli wieder zusammengebaut und Motor
an. Seit ein paar Stunden funktionierts, aber soweit war ich schon
mal. Ein Brotbackversuch misslingt, war hart aussen und innen
kletschig. Wird aber trotzdem gegessen!
Die Nacht sehr schwachwindig unterwegs,
Förthi konnte so gerade eben noch irgendeinen Kurs halten. Ansonsten
war sie geprägt von dem Batterieproblem. Beide Verbraucherbatterien
sind Fratze. Also nur noch Positionsleuchten an und sonst nichts,
leider dann auch kein AIS!!
12.5.
65sm/24h...
Dank Solar kann tagsüber der
Kühlschrank laufen und alle Kleingeräte geladen werden. Schwacher
Trost, aber immerhin. Und Segeln ist auch heute wieder möglich.
13.5.
91sm/24h!!! Noch 334sm bis Flores
Sehr ruhige Nacht mit angenehmer Fahrt
unter Segeln.
0400UTC: 2 Stunden motoren für die
Restkapazität der Batterien, dann 3 Stunden dahindümpeln und wieder
3 Stunden jockeln. Das Tageskontingent Diesel, welches ich mir
auferlegt habe, ist damit erschöpft, also weiter mit flappenden
Segeln in der Dünung dahinrollen, nervig³!
Heute mal wieder Wale gesehen, waren
aber sehr weit weg. Mein 2. Albtraum nach den unseligen USOs, auch
davon wieder eins gesichtet, 2 Bojen mit einem Tau verbunden.
Möglicherweise eine losgerissene Mooringboje. Im Nachhinein bereue
ich es, die Leine nicht durchgeschnitten zu haben. Wenn da jemand mit
der Schraube reinkommt...
Die Angst vor den Walen ist nicht
unbegründet, einige Ruderbrüche werden berichtet und eine
verlorengegangene Segelyacht samt Skipper 2016 gehen wohl auch auf
ihr Konto.
Willy soll mal schön im Sealife
bleiben!
Neben den immer häufiger werdenden
„Galeeren“ gibt’s auch schon mal eine Schildkröte zu begucken.
14.5
61sm/24h... 273sm bis Flores
Ganz gemütlich (2,5-3kn) über glatte
See geschippert, für die Nacht sehr angenehm. 2 Schiffe fast auf
Parallelkurs, Richtung Horta??
Bis zum Nachmittag schönes Segeln,
dann wieder die in jeder Welle schlagenden Segel, zermürbend.
Vielleicht doch lieber Motorboot fahren?
Seit langer Zeit begleiten mich mal
wieder ein paar Delfine, sie scheinen doch eher zu kommen, wenn die
Maschine läuft.
15.5.
186sm bis Flores
Ruhige Nacht mit gemächlicher Fahrt,
habe deshalb auch quasi verschlafen. Leichtsinnig? Ja! Ohne AIS-Alarm
und möglicherweise zunehmendem Schiffsverkehr...
1300UTC: Tatsächlich die erste
Segelyacht seit 3 Wochen gesichtet. Fährt aber etwas östlicheren
Kurs.
Die Empfindungen zum Ende dieser
Überfahrt sind mal wieder zwiespältig. Natürlich bin ich froh bald
anzukommen, aber die sonnigen Tage, ich betone TAGE, bei leichtem
Wind auf blauem Wasser, werden mir fehlen. Die Nächte eher weniger. Es
gab zwar meistens tollsten Sternenhimmel, aber die Unsicherheit
aufgrund der Tatsache nicht ausreichend Wache gehen zu können,
trübten die Freude daran.
Wer Interesse hat an den Gedanken und
Gefühlen „richtiger“ Langzeitsegler, dem sei das Buch von
Wilfried Erdmann „Die magische Route“ empfohlen. Schonungslos und
gefühlsecht! Kann auch bei mir ausgeliehen werden.
Aber was hatte ich für ein Schwein mit
dem Wetter!
Jeden Tag Sonnenschein, das kann um
diese Zeit in diesen Breiten auch anders sein. Sturmtiefs um die
Azoren sind da keine Seltenheit, toi,toi,toi!!! Der Wind, na ja...
Entweder kräftiger Wind von vorne,
oder schwacher aus der richtigen Richtung, oder gar keiner.
1900UTC: Und wieder das nachmittägliche
Segelgerappel. Der Wind schläft ein und die Wellen übernehmen das
Kommando.
16.5.
Flores 102sm
Konnte in der Nacht doch noch segeln,
zwar langsam, aber es geht voran.
Morgen sollte der Landfall erfolgen,
auch bei langsamer Fahrt ist ein Ankommen tagsüber sehr
wahrscheinlich. Heute Nacht kühlte es übrigens bis 20° im Schiff
runter, bibber!
Wieder ein USO, das ich mir aber
genauer beschauen wollte. Es handelt sich um eine Rettungsweste! Da
wird einem ganz blümerant zumute. Ich halte die Position fest und
mache ein paar Fotos. Wahrscheinlich schwimmt sie schon etwas länger
dort, hat schon einiges an Bewuchs angesetzt. Ich glaube nicht, dass
ein Seenotfall vorgelegen hat, möglicherweise ist sie nur einfach
so über Bord gegangen...
Bei jetzt schwachem achterlichen Wind
ist kein Vorankommen. Da ich vorher sehr sparsam mit dem Diesel
umgegangen bin, kann auch wieder großzügig motort werden.
17.5.
Bin die ganze Nacht unter Motor
gefahren, gut geschlafen, da alle Instrumente inkl. AIS laufen
konnten.
0900UTC: Ankunft Lajes/Flores!
Super schnuckelig, die ganze Insel hat
nur 3800 Einwohner. Der junge Hafenmeister spricht perfekt englisch,
hat sich das als Kind mit Computerspielen angeeignet, cool wa?
Einen Supermercado gibt’s auch, 20min
den Berg rauf. Gut sortiert und preiswert (Portugal lässt grüßen!)