Die 20 Tage in Horta sind fast wie im
Flug vergangen. Es war aber auch immer irgendwas los. Die
Segler-Community war ausgesprochen nett, vor allem die Skandinavier
(Dänen/Norweger) sind sehr aufgeschlossen und es ergab sich so
manches Gespräch. Meine direkten Nachbarn, die dänische Familie,
war daran auch nicht schuldlos. Es gab einen durchaus herzlicher
Kontakt, der dann leider durch ihre Heimfahrt abgebrochen werden
musste. Zusammen hatten wir einige Besuche von Festivitäten
unternommen, u.a. ein Hafenfest mit Musik, Aufführungen und
natürlich auch einigen Fressbuden und Bierzelten. Da die Abende
zunehmend wärmer wurden, konnte man es auch länger draussen
aushalten. Und dann war da noch das Fest zu Ehren der 10jährigen
Vereinigung der Nachbarinseln Fajal und Pico. Der Wirt des berühmten
Cafe Sport liess sich nicht lumpen und es gab freies Essen für
Jedermann/frau. Vorweg eine Fischsuppe, dann ein halbes Schwein auf
Brötchen und die obligatorischen gegrillten Sardinen. Ich glaube,
dass 3 große Schweine am Rost waren. Eine wirkliche nette und
großzügige Geste von „Peter“. Der heißt natürlich ganz
anders, portugiesisch halt, aber der Name ist schon dem Großvater
von einem Engländer gegeben worden. Um das Jahr 1918 kam es nämlich
zu einem wirtschaftlichen Aufschwung der Insel, da durch mehrere
Kabelgesellschaften die Überseekabel nach den USA verlegt wurden. Und einer der Ingineure hatte einen jungen Portugiesen ins Herz geschlossen.
Inzwischen ist „Peters“ Enkel aber ein extrem geschäftstüchtiger
Wirt, dem schon fast die ganze Straße gehört.
Aber das ist nicht abwertend gemeint,
die Insel könnte durchaus ein paar mehr davon vertragen. Die
Einwohner sind sicher nicht faul, aber ein bisschen Ehrgeiz könnte
nicht schaden. Da es doch recht viele Arbeitslose gibt, sind
allerdings Straßenränder und Blumenrabatten immer gut in Schuss.
Eine Art 1€ Job auf den Azoren.
Seglergeschichten sind natürlich das A
und O! Das junge dänische Paar mit der kleinen Tochter hatte schon
mehrfach Pech. Zuerst war eine Want gebrochen, die anderen sahen auch
nicht mehr viel besser aus. Dann vergass der Skipper das Kabel für
die Bilgenpumpe anzuschliessen und der Motor soff zum 2. Mal auf
ihrer Reise ab. Zumindest der Anlasser und die Lichtmaschine waren
nicht mehr zu retten. Alles lässt sich zwar in Horta reparieren,
aber ob das die Reisekasse noch hergibt??
Dann der schon etwas tüddelige
79jährige Deutsche, alleine mit Katze unterwegs, die Ehefrau ist ihm
schon vor Jahren abhandengekommen. Wegen Rissen im Deck seines
Stahlschiffes konnte er kaum noch ein Segel setzen. Mein Versuch, ihm
Harry zu vermitteln, scheiterte aber an seiner Begriffsstutzigkeit.
Zur Krönung dann die Geschichte des
Engländers, den ein Wal von unten auf die Seite gelegt hatte. Nicht
nur, das sich wahrscheinlich der Kiel gelockert hatte, nein, auch der
Mast hatte sich um etliche Zentimeter ins Deck abgesenkt, schöne
Sch...
Der Franzose, der letztes Jahr den
Hurrikan in St.Martin erlebt hatte, wo ihm Teile eines Hoteldaches
das Rigg abgefetzt haben.
Die deutschen Fahrtensegler mit ihren
meist großen und sehr teuren Jachten kommen in meiner Betrachtung
nicht ganz so gut weg. Eine gewisse Überheblichkeit ist m.E. doch
vorhanden. Da bleib ich doch lieber bei meinen Dänen!!!
13.6.
Jetzt ist es Zeit Abschied zu nehmen
von Horta. Harry kommt noch vorbei und bringt ein Glas Honig als
Abschiedsgeschenk, mit den jungen Belgiern neben mir werden noch
Tipps und Adressen ausgetauscht und los geht’s!
Ein schöner Segeltag, ein leichter
Wind schiebt uns an Pico vorbei.
2100: Der Wind schläft ein, der Motor
muss wieder ran!
Nach den ganzen Walgeschichten doch
nochmal die Notfalltonnen gepackt!
Zwischenbemerkung: Ich habe viel über
Reparaturen berichtet. Sicher gibt’s auch ein paar gravierende
Mängel, z.B. das Ruder. Aber man muss auch bedenken, dass der
Brummer in einem Jahr mehr mitgemacht hat, als die meisten anderen
Boote in 8 Jahren!
14.6.
Die ganze Nacht durchgedieselt. Auch am Morgen kein Wind, bei sommerlichen Temperaturen geht’s übers glatte Meer.
Nachmittags kommt dann Sao Miguel in
Sicht, aber erst um 1900 sind die Leinen fest in Ponta Delgada.