Samstag, 16. Juni 2018

Fajal-Sao Miguel

Die 20 Tage in Horta sind fast wie im Flug vergangen. Es war aber auch immer irgendwas los. Die Segler-Community war ausgesprochen nett, vor allem die Skandinavier (Dänen/Norweger) sind sehr aufgeschlossen und es ergab sich so manches Gespräch. Meine direkten Nachbarn, die dänische Familie, war daran auch nicht schuldlos. Es gab einen durchaus herzlicher Kontakt, der dann leider durch ihre Heimfahrt abgebrochen werden musste. Zusammen hatten wir einige Besuche von Festivitäten unternommen, u.a. ein Hafenfest mit Musik, Aufführungen und natürlich auch einigen Fressbuden und Bierzelten. Da die Abende zunehmend wärmer wurden, konnte man es auch länger draussen aushalten. Und dann war da noch das Fest zu Ehren der 10jährigen Vereinigung der Nachbarinseln Fajal und Pico. Der Wirt des berühmten Cafe Sport liess sich nicht lumpen und es gab freies Essen für Jedermann/frau. Vorweg eine Fischsuppe, dann ein halbes Schwein auf Brötchen und die obligatorischen gegrillten Sardinen. Ich glaube, dass 3 große Schweine am Rost waren. Eine wirkliche nette und großzügige Geste von „Peter“. Der heißt natürlich ganz anders, portugiesisch halt, aber der Name ist schon dem Großvater von einem Engländer gegeben worden. Um das Jahr 1918 kam es nämlich zu einem wirtschaftlichen Aufschwung der Insel, da durch mehrere Kabelgesellschaften die Überseekabel nach den USA verlegt wurden. Und einer der Ingineure hatte einen jungen Portugiesen ins Herz geschlossen. Inzwischen ist „Peters“ Enkel aber ein extrem geschäftstüchtiger Wirt, dem schon fast die ganze Straße gehört.
Aber das ist nicht abwertend gemeint, die Insel könnte durchaus ein paar mehr davon vertragen. Die Einwohner sind sicher nicht faul, aber ein bisschen Ehrgeiz könnte nicht schaden. Da es doch recht viele Arbeitslose gibt, sind allerdings Straßenränder und Blumenrabatten immer gut in Schuss. Eine Art 1€ Job auf den Azoren.
Seglergeschichten sind natürlich das A und O! Das junge dänische Paar mit der kleinen Tochter hatte schon mehrfach Pech. Zuerst war eine Want gebrochen, die anderen sahen auch nicht mehr viel besser aus. Dann vergass der Skipper das Kabel für die Bilgenpumpe anzuschliessen und der Motor soff zum 2. Mal auf ihrer Reise ab. Zumindest der Anlasser und die Lichtmaschine waren nicht mehr zu retten. Alles lässt sich zwar in Horta reparieren, aber ob das die Reisekasse noch hergibt??
Dann der schon etwas tüddelige 79jährige Deutsche, alleine mit Katze unterwegs, die Ehefrau ist ihm schon vor Jahren abhandengekommen. Wegen Rissen im Deck seines Stahlschiffes konnte er kaum noch ein Segel setzen. Mein Versuch, ihm Harry zu vermitteln, scheiterte aber an seiner Begriffsstutzigkeit.
Zur Krönung dann die Geschichte des Engländers, den ein Wal von unten auf die Seite gelegt hatte. Nicht nur, das sich wahrscheinlich der Kiel gelockert hatte, nein, auch der Mast hatte sich um etliche Zentimeter ins Deck abgesenkt, schöne Sch...
Der Franzose, der letztes Jahr den Hurrikan in St.Martin erlebt hatte, wo ihm Teile eines Hoteldaches das Rigg abgefetzt haben.
Die deutschen Fahrtensegler mit ihren meist großen und sehr teuren Jachten kommen in meiner Betrachtung nicht ganz so gut weg. Eine gewisse Überheblichkeit ist m.E. doch vorhanden. Da bleib ich doch lieber bei meinen Dänen!!!

13.6.




Jetzt ist es Zeit Abschied zu nehmen von Horta. Harry kommt noch vorbei und bringt ein Glas Honig als Abschiedsgeschenk, mit den jungen Belgiern neben mir werden noch Tipps und Adressen ausgetauscht und los geht’s!
Ein schöner Segeltag, ein leichter Wind schiebt uns an Pico vorbei.
2100: Der Wind schläft ein, der Motor muss wieder ran!
Nach den ganzen Walgeschichten doch nochmal die Notfalltonnen gepackt!

Zwischenbemerkung: Ich habe viel über Reparaturen berichtet. Sicher gibt’s auch ein paar gravierende Mängel, z.B. das Ruder. Aber man muss auch bedenken, dass der Brummer in einem Jahr mehr mitgemacht hat, als die meisten anderen Boote in 8 Jahren!

14.6.

Die ganze Nacht durchgedieselt. Auch am Morgen kein Wind, bei sommerlichen Temperaturen geht’s übers glatte Meer.
Nachmittags kommt dann Sao Miguel in Sicht, aber erst um 1900 sind die Leinen fest in Ponta Delgada.

Sonntag, 3. Juni 2018

Horta 2

Horta 2
Und immer gibt es was zu tun! Entweder kleines oder großes Hafenkino gucken, ist bei der Vollbelegung u.a. im Rahmen der ARC nach Europa auch kein Wunder, aber zu reparieren gibt es auch was. Erstmal den fälligen Ölwechsel durchgeführt und dabei festgestellt, dass die Kühlwasserpumpe etwas leckt. Auch der darin befindliche Impeller zeigte Auflösungstendenzen. Nach dem Wechsel und Zusammenbau leckte sie allerdings immer noch. Auch eine neue Deckeldichtung hatte nichts gebracht. Im Chinashop besorgte ich mir das entsprechende Werkzeug, um der Sache auf den Grund zu gehen, einen kleinen Handspiegel. So konnte ich bei laufender Pumpe sehen, dass das Wasser aus dem Gehäuse kam. Also die ganze Pumpe ausgebaut und in den kleinen Marineshop gebracht, der aber auch Serviceleistungen anbietet. Einen Kostenvoranschlag wollte man nicht machen, aber die Überholung sei möglich, na denn! Am nächsten Tag erfolgte der Anruf, Pumpe sei fertig. Für 105€ wurden die Kugellager und zwei Simmeringe ersetzt, ein fairer Preis.
Laut Wetterbericht sollte der Freitag schön werden, für mich, nachdem ich schon eine Inselrundfahrt mit dem Linienbus gemacht hatte, die Gelegenheit mit dem Roller noch ein paar Sehenswürdigkeiten aufzusuchen. Die rollende Kettensäge mit 50ccm schaffte tatsächlich 60km/h, ein Geschwindigkeitsrausch auf den schmalen Straßen! Zuerst ging's in den botanischen Garten.
Pflanzen kann ich mir zwar nicht merken, aber ein paar interessante Informationen gab es trotzdem, auch im persönlichen Gespräch mit dem Leiter. Von den ca. 1000 erfassten Pflanzen auf Fajal sind 70 % importiert oder eingewandert. Auch die Wahrzeichenpflanze, die Hortensie, kommt aus Asien. Die Biologen haben große Mühe, ein paar Flecken „Azorenrein“ zu halten. Das Innere des großen Vulkankraters schaffen sie, mehr geht halt nicht. Wobei man sagen muss, die Blütenpflanzen an den Wegesrändern, auch wenn nicht einheimisch, sind schon schön!
Der Krater des größten



Vulkans stand als nächstes an, ich musste allerdings die Fahrt abbrechen, es war durch die tiefhängenden Wolken einfach zu nass und sehen tat man eh nix mehr. Also weiter auf der Küstenstrasse zu einigen anderen Hotspots. Dort konnte ich sogar eine Abkürzung über eine Schotterpiste durch den Wald nehmen, wunderschön!
Den Endpunkt bildete dann die Aschelandschaft des letzten Vulkanausbruches 1957. Damals wurde eine komplette Walfangsiedlung begraben, die Einwohner fanden angeblich fast alle Aufnahme in den USA.
Abends eine kleine kulinarische Überraschung, die Dänen neben mir luden mich zur selbstgemachten Lasagne ein. Ein relativ junges Paar mit 4 Kindern, das letzte kam in der Karibik zur Welt!
Und wenn Mann schon einmal in Horta ist, muss man sich auch dort neben 1000 anderen verewigen!