Freitag, 6. Juli 2018

Ponta Delgada

Ponta Delgada

Die Marina ist modern angelegt, es gibt lange Fingerstege, an denen auch größere Yachten festmachen können. Die Sanitäranlagen sind großzügig und gut konzipiert, aber wie gerne mal in Portugal und Spanien lässt die Wartung auf sich warten. Tropfende Wasserhähne und undichte Duscharmaturen werden einfach nicht repariert, sauber ist es allerdings! Die Anmeldeformalitäten sind umfangreich, Marina, Immigration, Polizei und Zoll. Schengen ist eben doch nicht überall! Aber die Mitarbeiter und Beamten sind überaus zuvorkommend und super nett.
Die Stadt erschlägt mich anfänglich etwas, sehr quirlig und auch deutlich mehr Touristen, als bisher gewohnt. Aber auf den zweiten Blick ist eigentlich alles gut.Viele Gebäude aus dem 19. Jhdt und auch einige ältere, davon gefühlt jedes zweite eine Kirche. Die Gehwege alle mit Kleinpflaster in schwarz und weißen Ornamenten. Und sauber ist es, täglich gehen Reinigungsdienste mit überdimensionierten Staubsaugern rum und reinigen Straßen und Trottoirs. Viele kleine und auch recht große Parkanlagen sind in einem perfekten Pflegezustand, die Blütenpracht ist atemberaubend. An Geschäften und Restaurants ist alles vorhanden, internationale Ketten, aber auch viele lokale Geschäfte wechseln sich ab. Preiswert ist fast alles, das billigste Bier (0,25l) für 80 Cent. Bei unserem Ausflug in die Berge haben wir für 2 Tassen Kaffee und ein Riesenteilchen zusammen 2,20€ bezahlt.
Aber es gilt auch einen Pflichttermin wahrzunehmen, die Ärzteversorgung hätte nun mal gerne einen Lebensnachweis von mir. Karin hatte per email schon ein Date mit dem Honorarkonsul ausgemacht. Der erscheint auch pünktlich auf die Minute im verabredetem Cafe und hat sein Büro in der Aktentasche dabei. Neben einigen Stempeln und einer kostenfreien Unterschrift kann er uns auch einiges über die Situation auf den Azoren berichten. Exportgüter sind nur Produkte wie Milch, Käse und die berühmte Azorenbutter von glücklichen Kühen, wenn da mal nicht die EU nachgeholfen hat?! Ein weiterer Exportschlager ist der Müll. Der wird getrennt und in den leeren Containern zum Festland zurückgebracht. Der Containerhafen befindet sich in direkter Nähe zur Marina, so gibt es immer viel zu gucken, aber eine gewisse Geräuschkulisse ist natürlich damit vorhanden. Großen Wert wird auf sanften Tourismus gelegt, die Zahlen steigen nur langsam, aber das ist ja auch gewollt.
Am Dienstag machen wir auch auf Touris und nehmen uns einen Mietwagen. Damit geht’s über wunderschöne Straßen in den Westteil der Insel. Ein Ziel ist der Kratersee „Lagoa Azul“. Man fühlt sich geradezu in die Alpen versetzt, einfach nur schön! Leider hatten wir die Badesachen vergessen. Die Straßen sind in einem guten Zustand und fast überall mit riesigen Hortensienbüschen gesäumt, die jetzt in Blüte stehen. Was für ein Anblick! Azoren, noch vor den Kanaren mein absoluter Favorit!!!
Am Montag waren wir übrigens auf dem Nachbarschiff zum Grillen eingeladen. A. und M.mit Hund Happy leben seit 3 Jahren auf der etwas älteren 20m Yacht. Optisch ist sie im Moment nicht ganz so dolle, aber technisch tipptopp. Natürlich Wassermacher, Stromgenerator (braucht doppelt soviel Diesel wie mein Motor!), Geschirr- und Waschmaschine, Tanks für 1000l Diesel und 1600l Wasser. Dann noch Batterien von 1600Ah. Neid kommt bei mir allerdings nicht auf, ich weiß, was alles kaputtgeht!
Die Beiden lebten schon einige Jahre in Norwegen auf dem Boot und wollen über Azoren, Kanaren in die Karibik, um anschliessend Südamerika zu runden und in den Pazifik zu segeln
Ein schöner Plan...
Er hat aber gerade erst eine Schlaganfall hinter sich und vorher schon 2 Herzinfarkte, ausserdem 2 künstliche Kniegelenke und das mit 54 Jahren! Eine gewisse Naivität ist ihnen wohl nicht abzusprechen, wenn da mal was auf hoher See passiert und die Frau (Segelanfängerin!) mit dem Riesendampfer alleine zurechtkommen muss???
Aber sie sind sehr nett und wir wünschen ihnen alles Gute für ihr Vorhaben!

In diesen Zusammenhang passt ganz gut, dass der türkische Reiseunternehmer (Stichwort Raki + Handy) seine Weltumsegelungspläne aufgegeben hat und schon wieder im Mittelmeer ist. Auf seiner Blogseite gibt es zwar keine Erklärung, aber aus sehr zuverlässiger Quelle habe ich erfahren, dass es sowohl technische als auch schwerwiegende menschliche Probleme gab.

Leider sind die Windvorhersagen für die nächsten Tage alles andere als ideal, aber irgendwann müssen wir ja mal los!


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