Ponta Delgada
Die Marina ist modern angelegt, es gibt
lange Fingerstege, an denen auch größere Yachten festmachen können.
Die Sanitäranlagen sind großzügig und gut konzipiert, aber wie
gerne mal in Portugal und Spanien lässt die Wartung auf sich warten.
Tropfende Wasserhähne und undichte Duscharmaturen werden einfach
nicht repariert, sauber ist es allerdings! Die Anmeldeformalitäten
sind umfangreich, Marina, Immigration, Polizei und Zoll. Schengen ist
eben doch nicht überall! Aber die Mitarbeiter und Beamten sind
überaus zuvorkommend und super nett.
Die Stadt erschlägt mich anfänglich
etwas, sehr quirlig und auch deutlich mehr Touristen, als bisher
gewohnt. Aber auf den zweiten Blick ist eigentlich alles gut.Viele
Gebäude aus dem 19. Jhdt und auch einige ältere, davon gefühlt
jedes zweite eine Kirche. Die Gehwege alle mit Kleinpflaster in
schwarz und weißen Ornamenten. Und sauber ist es, täglich gehen
Reinigungsdienste mit überdimensionierten Staubsaugern rum und
reinigen Straßen und Trottoirs. Viele kleine und auch recht große
Parkanlagen sind in einem perfekten Pflegezustand, die Blütenpracht
ist atemberaubend. An Geschäften und Restaurants ist alles
vorhanden, internationale Ketten, aber auch viele lokale Geschäfte
wechseln sich ab. Preiswert ist fast alles, das billigste Bier
(0,25l) für 80 Cent. Bei unserem Ausflug in die Berge haben wir für
2 Tassen Kaffee und ein Riesenteilchen zusammen 2,20€ bezahlt.
Aber es gilt auch einen Pflichttermin
wahrzunehmen, die Ärzteversorgung hätte nun mal gerne einen
Lebensnachweis von mir. Karin hatte per email schon ein Date mit dem
Honorarkonsul ausgemacht. Der erscheint auch pünktlich auf die
Minute im verabredetem Cafe und hat sein Büro in der Aktentasche
dabei. Neben einigen Stempeln und einer kostenfreien Unterschrift
kann er uns auch einiges über die Situation auf den Azoren
berichten. Exportgüter sind nur Produkte wie Milch, Käse und die
berühmte Azorenbutter von glücklichen Kühen, wenn da mal nicht die
EU nachgeholfen hat?! Ein weiterer Exportschlager ist der Müll. Der
wird getrennt und in den leeren Containern zum Festland
zurückgebracht. Der Containerhafen befindet sich in direkter Nähe
zur Marina, so gibt es immer viel zu gucken, aber eine gewisse
Geräuschkulisse ist natürlich damit vorhanden. Großen Wert wird
auf sanften Tourismus gelegt, die Zahlen steigen nur langsam, aber
das ist ja auch gewollt.
Am Dienstag machen wir auch auf Touris
und nehmen uns einen Mietwagen. Damit geht’s über wunderschöne
Straßen in den Westteil der Insel. Ein Ziel ist der Kratersee „Lagoa
Azul“. Man fühlt sich geradezu in die Alpen versetzt, einfach nur
schön! Leider hatten wir die Badesachen vergessen. Die Straßen sind
in einem guten Zustand und fast überall mit riesigen
Hortensienbüschen gesäumt, die jetzt in Blüte stehen. Was für ein
Anblick! Azoren, noch vor den Kanaren mein absoluter Favorit!!!
Am Montag waren wir übrigens auf dem
Nachbarschiff zum Grillen eingeladen. A. und M.mit Hund Happy leben
seit 3 Jahren auf der etwas älteren 20m Yacht. Optisch ist sie im
Moment nicht ganz so dolle, aber technisch tipptopp. Natürlich
Wassermacher, Stromgenerator (braucht doppelt soviel Diesel wie mein
Motor!), Geschirr- und Waschmaschine, Tanks für 1000l Diesel und
1600l Wasser. Dann noch Batterien von 1600Ah. Neid kommt bei mir
allerdings nicht auf, ich weiß, was alles kaputtgeht!
Die Beiden lebten schon einige Jahre in
Norwegen auf dem Boot und wollen über Azoren, Kanaren in die
Karibik, um anschliessend Südamerika zu runden und in den Pazifik zu
segeln
Ein schöner Plan...
Er hat aber gerade erst eine
Schlaganfall hinter sich und vorher schon 2 Herzinfarkte, ausserdem 2
künstliche Kniegelenke und das mit 54 Jahren! Eine gewisse Naivität
ist ihnen wohl nicht abzusprechen, wenn da mal was auf hoher See
passiert und die Frau (Segelanfängerin!) mit dem Riesendampfer
alleine zurechtkommen muss???
Aber sie sind sehr nett und wir
wünschen ihnen alles Gute für ihr Vorhaben!
In diesen Zusammenhang passt ganz gut,
dass der türkische Reiseunternehmer (Stichwort Raki + Handy) seine
Weltumsegelungspläne aufgegeben hat und schon wieder im Mittelmeer
ist. Auf seiner Blogseite gibt es zwar keine Erklärung, aber aus
sehr zuverlässiger Quelle habe ich erfahren, dass es sowohl
technische als auch schwerwiegende menschliche Probleme gab.
Leider sind die Windvorhersagen für
die nächsten Tage alles andere als ideal, aber irgendwann müssen
wir ja mal los!
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