Freitag, 18. August 2017

Pontevedra-Povoa de Varzim

16.8.

Das Hohelied auf die Rias muss ich etwas relativieren. Die Nacht in Pontevedra vor Anker war dann doch durch den Schwell, der in die Bucht stand, recht unruhig. Gegen 0500 war an schlafen nicht mehr zu denken, also Frühstück und noch im Dunklen Anker auf. Die meisten professionellen Fischerboote haben ja AIS-Sender, sind also frühzeitig zu erkennen. Dazwischen flitzen aber immer so ein paar Kleine durch die Gegend, manche noch nicht mal beleuchtet. Gut aufpassen!!!
Gegen 1000 dann Bayona erreicht, mein Gefühl sagte mir, lieber nochmal nachtanken, die Tankanzeige hat sowieso nie funktioniert. Und es passten 100 Liter rein. Die Stadt wirkte zwar sehr attraktiv, aber mir wars noch zu früh. Das sollte ich noch bereuen. Eine Stunde später befand ich mich im dicksten Nebel und eine der ersten Fischerreusen war meine. Die Fahrt verlangsamte sich, wahrscheinlich war das Tau am Kiel hängen geblieben. Gottseidank nicht bis zur Schraube, so konnte ich das vermaledeite Ding durch kräftigen Rückwärtsschub abschütteln. Warum die Dinger immer da liegen, wo ich langfahren möchte? Aber einen anderen hat es schlimmer erwischt, bei ihm wars in die Schraube geraten, wie man über Funk mithören konnte. 5 Stunden im Nebel Ausguck halten war sehr anstrengend und kein Ende in Sicht. Die einzige andere Abwechslung war ein großer Sardinenschwarm, der das Wasser zum quirlen brachte. Und schwupps waren auch die Möwen da, jede schnappte sich eine und flog davon. Für die Dose waren aber noch genug übrig.
In Portugal sollte es die erste Stadt nach der Grenze sein, Viano de Costelo. Aber der Wind hatte inzwischen zugelegt und nach Umrundung des Kaps waren es 35 kn. Na, ich dachte mir, wenn ich näher an die Stadt komme, wird’s besser. Pustekuchen! Die Sonnenschirme in den Cafes gingen auch schon fliegen und bei dem Wind alleine in die Minimarina??? Das Ziel so nahe vor Augen brach ich den Versuch ab und lief mit kleinem Vorsegel Richtung Süden weiter. Eine Stunde später war der Spuk auch vorbei und der nächstmögliche Hafen sollte meiner sein. Povoa de Varzim, ca. 1 Stunde von Porto entfernt. Hauptsächlich ein Fischereihafen, aber es gibt auch eine kleine Marina. Nur, es gab keinen Vorhafen, in dem man seine Fender und Leinen vorbereiten kann. Also in der engen Einfahrt ein paar Kringel gedreht und alles gerichtet. Dieses Manöver hatte ein Norweger beobachtet und half beim Anlegen, der Wind kam heftig von hinten. Nachdem alles vertäut war, wurde ich auch noch zum Essen eingeladen, sehr nett! Ein norwegisches Ehepaar mit 3 Kindern, 3,8 und 11 Jahre alt hatten sich einen Kat in Frankreich gekauft und mit Hilfe von Freunden nach Portugal überführt. Er, Flugkapitän, muss wegen eines Augenleidens vorübergehend den Dienst quittieren, hatte aber das Glück, eine große Versicherungssumme zu bekommen. Sie, Jounalistin und Meeresbiologin bei einem norwegischem Fernsehsender, nahm das Angebot einer Abfindung im Rahmen von Rationalisierungsmaßnahmen an. So konnten sie sich den Kat kaufen und auch noch 4 Jahre Auszeit planen. In Norwegen kann man übrigens die Kinder ohne Probleme aus der Schule nehmen, ein Hausunterricht ist sogar im Gesetz vorgesehen. Ausserdem läuft auf dieser Schule sowieso alles digital. Die Kinder bekommen spezielle Ipads, auf denen per Apps Unterrichtsinhalte abgerufen werden. Darüber ist dann auch der Kontakt mit der heimischen Schule möglich. Selbst das Lesenlernen funktioniert so, wirklich beeindruckend. Es wurde ein kurzweiliger Abend, die beiden sprachen natürlich perfekt englisch, so dass ich mich ein wenig schämen musste, aber es lief ganz ordentlich, Gesprächsstoff war genug vorhanden.

18.8.

Großreinemachen an Bord inkl. einer Waschmaschinenladung. Wieder mal den Rucksack geschultert und ab zum Einkaufen. Der Ort war wohl ursprünglich Fischereizentrum, ist aber inzwischen zu einer Stadt gewachsen, die sich fast bis nach Porto ausdehnt. Also alles da, was das Herz begehrt. Selbst einen Lidl gibt’s, aber der Weg war mir dann doch zu weit. Der nächste Supermarkt bot reichliche Auswahl und auch zu niedrigen Preisen, das hatte ich von der Algarve anders in Erinnerung. Über Tag zog sich der Hafen wieder sein weißes Nebeltuch an. Während es in der Stadt sehr warm und schön war, wurde es bei zusätzlichem Nordwind an Bord ziemlich kühl, merkwürdiges Wetterphänomen...Zum Abend hin ist der Nebel weg, aber es bläst gewaltig. Alle Schotten dicht und die wieder genesene Heizung an, vielleicht doch ein Elektronikproblem?



3 Kommentare:

  1. Hey Klaus, richtig spannend mit dir
    Im dunkle mit segeln und gleichzeitig Bundesliga im Fernsehen verfolgen, ist nicht so tragisch als mit der Fly mit fiebern!
    Grüße Robby

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  2. Robby, du bist mein treuester Follower!!!

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  3. Hallo Klaus,
    habe gestern von deinem Blog erfahren und habe nach dem Dienst auf der Terasse mit einem Kaffee erstmal alles nachgelesen. Liest sich besser als manche Bücher.
    Hast ja schon einiges erlebt. Viel Spass weiterhin und pass gut auf dich auf !
    LG Tom

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