16.8.
Das Hohelied auf die Rias muss ich etwas relativieren. Die Nacht in Pontevedra vor Anker war dann doch durch den Schwell, der in die Bucht stand, recht unruhig. Gegen 0500 war an schlafen nicht mehr zu denken, also Frühstück und noch im Dunklen Anker auf. Die meisten professionellen Fischerboote haben ja AIS-Sender, sind also frühzeitig zu erkennen. Dazwischen flitzen aber immer so ein paar Kleine durch die Gegend, manche noch nicht mal beleuchtet. Gut aufpassen!!!
Gegen 1000 dann Bayona erreicht, mein
Gefühl sagte mir, lieber nochmal nachtanken, die Tankanzeige hat
sowieso nie funktioniert. Und es passten 100 Liter rein. Die Stadt
wirkte zwar sehr attraktiv, aber mir wars noch zu früh. Das sollte
ich noch bereuen. Eine Stunde später befand ich mich im dicksten
Nebel und eine der ersten Fischerreusen war meine. Die Fahrt
verlangsamte sich, wahrscheinlich war das Tau am Kiel hängen
geblieben. Gottseidank nicht bis zur Schraube, so konnte ich das
vermaledeite Ding durch kräftigen Rückwärtsschub abschütteln.
Warum die Dinger immer da liegen, wo ich langfahren möchte? Aber
einen anderen hat es schlimmer erwischt, bei ihm wars in die Schraube
geraten, wie man über Funk mithören konnte. 5 Stunden im Nebel
Ausguck halten war sehr anstrengend und kein Ende in Sicht. Die
einzige andere Abwechslung war ein großer Sardinenschwarm, der das
Wasser zum quirlen brachte. Und schwupps waren auch die Möwen da,
jede schnappte sich eine und flog davon. Für die Dose waren aber
noch genug übrig.
In Portugal sollte es die erste Stadt
nach der Grenze sein, Viano de Costelo. Aber der Wind hatte
inzwischen zugelegt und nach Umrundung des Kaps waren es 35 kn. Na,
ich dachte mir, wenn ich näher an die Stadt komme, wird’s besser.
Pustekuchen! Die Sonnenschirme in den Cafes gingen auch schon fliegen
und bei dem Wind alleine in die Minimarina??? Das Ziel so nahe vor
Augen brach ich den Versuch ab und lief mit kleinem Vorsegel Richtung
Süden weiter. Eine Stunde später war der Spuk auch vorbei und der
nächstmögliche Hafen sollte meiner sein. Povoa de Varzim, ca. 1
Stunde von Porto entfernt. Hauptsächlich ein Fischereihafen, aber es
gibt auch eine kleine Marina. Nur, es gab keinen Vorhafen, in dem man
seine Fender und Leinen vorbereiten kann. Also in der engen Einfahrt
ein paar Kringel gedreht und alles gerichtet. Dieses Manöver hatte
ein Norweger beobachtet und half beim Anlegen, der Wind kam heftig
von hinten. Nachdem alles vertäut war, wurde ich auch noch zum Essen
eingeladen, sehr nett! Ein norwegisches Ehepaar mit 3 Kindern, 3,8
und 11 Jahre alt hatten sich einen Kat in Frankreich gekauft und mit
Hilfe von Freunden nach Portugal überführt. Er, Flugkapitän, muss
wegen eines Augenleidens vorübergehend den Dienst quittieren, hatte
aber das Glück, eine große Versicherungssumme zu bekommen. Sie,
Jounalistin und Meeresbiologin bei einem norwegischem Fernsehsender,
nahm das Angebot einer Abfindung im Rahmen von
Rationalisierungsmaßnahmen an. So konnten sie sich den Kat kaufen
und auch noch 4 Jahre Auszeit planen. In Norwegen kann man übrigens
die Kinder ohne Probleme aus der Schule nehmen, ein Hausunterricht
ist sogar im Gesetz vorgesehen. Ausserdem läuft auf dieser Schule
sowieso alles digital. Die Kinder bekommen spezielle Ipads, auf denen
per Apps Unterrichtsinhalte abgerufen werden. Darüber ist dann auch
der Kontakt mit der heimischen Schule möglich. Selbst das
Lesenlernen funktioniert so, wirklich beeindruckend. Es wurde ein
kurzweiliger Abend, die beiden sprachen natürlich perfekt englisch,
so dass ich mich ein wenig schämen musste, aber es lief ganz
ordentlich, Gesprächsstoff war genug vorhanden.
18.8.
Großreinemachen an Bord inkl. einer Waschmaschinenladung. Wieder mal den Rucksack geschultert und ab zum Einkaufen. Der Ort war wohl ursprünglich Fischereizentrum, ist aber inzwischen zu einer Stadt gewachsen, die sich fast bis nach Porto ausdehnt. Also alles da, was das Herz begehrt. Selbst einen Lidl gibt’s, aber der Weg war mir dann doch zu weit. Der nächste Supermarkt bot reichliche Auswahl und auch zu niedrigen Preisen, das hatte ich von der Algarve anders in Erinnerung. Über Tag zog sich der Hafen wieder sein weißes Nebeltuch an. Während es in der Stadt sehr warm und schön war, wurde es bei zusätzlichem Nordwind an Bord ziemlich kühl, merkwürdiges Wetterphänomen...Zum Abend hin ist der Nebel weg, aber es bläst gewaltig. Alle Schotten dicht und die wieder genesene Heizung an, vielleicht doch ein Elektronikproblem?
Hey Klaus, richtig spannend mit dir
AntwortenLöschenIm dunkle mit segeln und gleichzeitig Bundesliga im Fernsehen verfolgen, ist nicht so tragisch als mit der Fly mit fiebern!
Grüße Robby
Robby, du bist mein treuester Follower!!!
AntwortenLöschenHallo Klaus,
AntwortenLöschenhabe gestern von deinem Blog erfahren und habe nach dem Dienst auf der Terasse mit einem Kaffee erstmal alles nachgelesen. Liest sich besser als manche Bücher.
Hast ja schon einiges erlebt. Viel Spass weiterhin und pass gut auf dich auf !
LG Tom