Freitag, 15. September 2017

Überfahrt nach Lanzarote

Die Überfahrt von Madeira nach Lanzarote war nicht wirklich angenehm. Der Wind kam wie angesagt aus NE, leider mit einer deutlichen östlichen Komponente. Das bedeutet halben Wind oder auch mal 70° am Wind. Nur die angesagte Stärke von 4 stimmte natürlich nicht, 5 waren's mindestens und alle 30s briste es auf bis gut 33kn. Da war Foehrti doch arg gefordert, für die Nichtsegler: Mit der Erhöhung der WS kommt er immer etwas weiter von vorne, auch weil sich die Schiffsgeschwindigkeit erhöht. Damit wurde es eine unruhige Nacht. Um überhaupt schlafen zu können, habe ich die Segelfläche deutlich verkleinert. So ging's etwas besser, aber dauernd musste doch wieder neu angepasst werden, so daß die Pausen zu kurz kamen. Aber irgendwann kam doch die Sonne raus und schnell wurde es auch schön warm. In der nächsten Nacht dann die Überraschung, die Klemme vom Fockfall hatte sich geöffnet und beim Versuch des Ausreffens rutschte die Genua runter. Nachts bei rolliger See auf dem Vorschiff rumzuturnen ist nicht nur blöd, sondern auch gefährlich. Aber watt mutt, mutt.
Beim Kaffeekochen dann noch ein Erlebnis der besonderen Art. Der Wind kam jetzt beständig von der Seite, also auch die Wellen. Da gucke ich doch gerade aus dem Fenster und sehe eine blaugraue Wand auf mich zukommen. Und diesmal geht die Welle nicht unten durch, sondern möchte den Brummer und mich verschlingen. Das Boot legt sich nur gehörig auf die Seite, das Wasser spritzt bis zum halben Mast hoch und ich kann mich gerade noch festhalten. Also alles gut, war auch die einzige.
30 sm vor Lanzarote, genauer vor La Graciosa geht nach einem kurzen Aufbäumen der Wind ganz weg. Das deckte sich auch mit den Vorhersagen über die Gribfiles und es sollte auch keiner mehr kommen. Insgesamt waren es aber noch 60 sm bis Arrecife, die der Motor laufen musste.
In der Marinaeinfahrt per Funk angemeldet und es stand schon ein Marinero bereit, mich einzuweisen. Endlich durfte ich auch mal mit dem Heck an die Pier anlegen, das bot zwei Vorteile: 1. Abendsonne im Cockpit, 2. Bug im Wind!
Die topausgestattete Marina ist zwar ein bisschen retortenmäßig aus dem Boden gestampft, liegt aber direkt an der Stadt. An der Marinapromenade etliche schicke Geschäfte und Restaurants, die sollen wohl die Kreuzfahrer anlocken, die auf dem Weg in die City hier manchmal vorbeikommen. Die Marina gilt auch als ein Aushängeschild von Arrecife.
Wenn ich vom Steg runterkomme, laufe ich direkt in den BurgerKing. Und ein Besuch desselben darf ja auch mal sein!?


6 Kommentare:

  1. Oha, das klingt aber noch einer gefährlichen Überfahrt! Aber wat mutt, datt mutt wohl.
    Bei deinen Texten hat man immer das Gefühl, ein Stück weit dabei sein zu können. Danke dafür und liebe Grüße Janna :)

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  2. Moin Klaus,
    mal wieder spannend, ich hab tatsächlich bevor du losgesegelt bist, die Wetter und Wind vorhersage gesehen und auf der Karte dein möglichen Kurs Richtung Kanaren, und schon gedacht hmm, nicht so einfach, und dann lese ich dein Journal, da lag ich nicht so slecht, Captain Klaus oder...
    Grüße Robby

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  3. Morgen Klaus!
    Klingt alles ganz schön spannend, was du da gerade erlebst! Ich finds echt klasse, dass du deine Touren hier so anschaulich beschreibst und dazu die netten Bilder postest. Weiter so, ich bleib lesemäßig dran.

    Gruß
    Marius

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  4. Hi Klaus, ich kann mich den Mitblogern nur anschliessen. Man hat fast das Gefühl dabei zu sein. Ich freue mich immer auf neue Berichte und schöne Fotos. LG Tom

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  5. Ich freu mich über eure Kommentare!!!

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  6. Hallo Klaus, jetzt schreib ich auch mal was an Deine Pinnwand. Sehr spannend zu lesen. Ich hab da immer Kopfkino, wenn Du eine brenzlige/unangenehme Situation beschreibst. Da fiebert man echt mit. Komm nur immer sicher in den Zielhäfen an und genieß die Reise!
    LG Guido

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